Kulmbach Annäherung in Sachen Kaufplatz

Noch steht der Betonklotz, auch wenn man deutlich erkennt, dass der Abriss des ehemaligen Kaufplatz schon weit vorangeschritten ist. Wie das rund 9000 Quadratmeter große Areal später genutzt werden soll, damit befasste sich am Dienstag der Kulmbacher Stadtentwicklungsausschuss. Foto: Melitta Burger

Statt Streit gab es im Stadtentwicklungsausschuss jede Menge Ideen und die Feststellung, dass die politischen Lager gar nicht so weit voneinander entfernt liegen.

 
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Kulmbach - Die erwarteten Wortgefechte blieben aus. Wie es scheint, herrscht im Kulmbacher Stadtrat eine viel weitergehende Einigkeit über eine mögliche Nutzung des Kaufplatz-Areals als zunächst angenommen. Die SPD, bislang als Verfechterin eines Bürgerplatzes ohne Bebauung bekannt, zeige sich einer Randbebauung gegenüber nicht abgeneigt, sagte Fraktionsvorsitzender Matthias Meußgeyer. Umgekehrt fiel bei CSU und WGK auffallend häufig das Wort "grün". Es wurde betont, dass selbstverständlich auch Begegnungsflächen geschaffen werden sollen auf diesem Areal. Einzig die Grünen blieben dabei, was sie auch in der Vergangenheit schon gesagt hatten: Bäume sollen dort gepflanzt werden, ein "grüner Bereich mit attraktivem Erscheinungsbild entstehen" betonte Constanze Milbrad. Sie blickte dabei auch in Richtung Campus. Der werde sich mit Gesundheitsthemen befassen. "Auf diese Kriterien werden die Menschen in Kulmbach achten." Jetzt werden erste einmal Ideen zusammengetragen, was auf dem rund 9000 Quadratmeter großen Innenstadt-Grundstück alles möglich wäre. Dann geht der Entscheidungsprozess, auch unter Einbindung der Bürger, in die nächste Runde. Die hatten bereits an dieser Sitzung großes Interesse. Etliche Kulmbacher haben die Versammlung mit großem Interesse verfolgt und wurden von OB Lehmann ausdrücklich aufgefordert, die ausgelegten Zettel zu nutzen und ihre Ideen aufzuschreiben.

Verrückte Ideen

Den Vorschlag von Dr. Michael Pfitzner, keine Idee dürfe in dieser Phase der Findung für eine spätere Nutzung des Kaufplatzgeländes zu verrückt sein, haben zwei Besucher der Stadtentwicklungsausschusssitzung am Dienstag noch vor der Stadthalle aufgegriffen und sich augenblicklich im Zwiegespräch der von der Kulmbacher Politik geforderten Bürgerbeteiligung gewidmet.

Inspiriert von einer von Stadtbaudirektor Gerd Belke vorgeschlagenen dreieckigen Bühne, die in den Weißen Main hineinragt und Platz für mögliche Kulturveranstaltungen bieten könnte, sinnierten die beiden über eine mögliche Fortentwicklung dieser Idee. "Da könnte man doch einen Gondelparkplatz einrichten mit Gondelfahrten bis zur Kommunbräu und Ingo Lehmann wird der Gondoliere", sagte einer der beiden. Seine Gesprächspartnerin führte den Gedanken fort: Man könne auch die Passagierschifffahrt von Bamberg bis nach Kulmbach fortführen und am ehemaligen Kaufplatzgelände eine Anlegestelle für die Flusskreuzfahrer schaffen. mbu

Unterschiedliche Vorstellungen gebe es für das Grundstück, sagte Oberbürgermeister Ingo Lehmann am Anfang. Er dürfte überrascht gewesen sein, dass die Fraktionen im Stadtrat offenbar doch nicht so weit auseinanderliegen wie befürchtet. Wolfram Brehm (CSU) brachte es am Ende auf den Punkt: "Alle haben ihre Vorstellungen. Wenn jeder von seiner Extremposition einen Schritt weggeht und wir aus allen Vorschlägen das Beste herausgreifen, dann können wir da etwas richtig Gutes draus machen." Nachdem die erste Debatte zum Thema ohne Streit geführt wurde, sei er sich sicher, dass das auch weiter so funktionieren kann, sagte Brehm,

Stadtbaudirektor Gerd Belke stellte der Versammlung vor, was die Verwaltung bereits zusammengetragen hat. Eine nachhaltige Sicherung und Stärkung solle die neue Nutzung mit sich bringen, sie solle die Durchlässigkeit zwischen Altstadt und dem Areal und den Bahnhof und den künftigen Campus gewährleisten. Was dort auf keinen Fall entstehen sollte,sagte Belke auch: Für oberirdisches Parken solle keine Fläche verbraucht werden.

Denkbar wären Freiflächen zur Nutzung für unterschiedliche Aktivitäten ebenso wie Wohnen für spezielle Nutzergruppen oder kleinteilige Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe. Auch Kulturelle Einrichtungen oder Hotels seien möglich. Ein klares Nein aus dem Bauamt gab es dagegen für weiteren großflächigen Einzelhandel, für Vergnügungsstätten oder reine Büro- oder Verwaltungsgebäude. "Die werden nach Dienstschluss verlassen und sin nicht geeignet, die Innenstadt zu beleben."

Belke zeigte eine Skizze für eine mögliche Bebauung ebenso wie einen von ihm selbst vor Jahren erarbeiteten Entwurf für eine reine Freifläche. Einen Spielplatz für Kleinkinder und einen Wasserspielplatz könne er sich dort vorstellen, ebenso wie eine Art Bühne für Veranstaltungen, die zum Teil über den Weißen Main errichtet werden könnte. In einem Pavillon könne man Ausstellungen zeigen und vieles mehr. Attraktiv sei möglicherweise auch ein Investorenwettbewerb, den andere Städte bereits erfolgreich durchgeführt haben.

Auch von den Mitgliedern des Stadtentwicklungsausschusses kamen bereits zahlreiche Ideen. Rainer Ludwig (WGK) etwa stellt sich einen Platz mit Flair vor, der allen Generationen etwas bietet und nicht in Konkurrenz zur Innenstadt steht. Keine reine Parkanlage will Ludwig, sondern eher einen modernen Platz, eine Plaza mit viel Charme mit einem Mix aus Biergarten, Cafes, Pavillons, Musik und theater. Dazu kleine Shops und vielleicht auch Wohngebäude sowohl für Studenten wie auch für Senioren. Er sprach auch die mögliche Seilbahn zur Burg an, "Wenn sie kommt, muss man überlegen, wo der richtige Standort ist."

Die Seilbahn ist laut Matthias Meußgeyer wohl schon aus Kostengründen nicht machbar. Er betonte, der von der SPD ins Gespräch gebrachte Bürgerplatz sei mehr als ein Park, in dem nur Bäume stehen. Eine "Seebühne", Gaststätten, Brunnen, das könne sich die SPD vorstellen.

Von einer kleingriedrigen Bebauung sprach auch Dr. Michael Pfitzner (CSU) Reine Grünflächen gebe es in der Stadt bereits genug. "Wir wollen Menschen in der Innenstadt. Wie können wir das besser schaffen als durch die Ansiedlung von Menschen?" Dem trat OB Lehmann entgegen: "Ich will nicht, dass alles zugebaut wird."

Die Nutzung des Kaufplatz-Areals muss Bestandteil des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts sein, das derzeit fortgeschrieben werden soll. Die Kulmbacher sollen zu einer Informationsveranstaltung eingeladen werden, in denen sie nicht nur Infos bekommen, sondern auch ihre Vorstellungen einbringen können. Einig waren sich alle Beteiligten, dass man sich jetzt Zeit lassen soll, um möglichst viele Ideen zusammenzutragen und dann den bestmöglichen Beschluss zu treffen. Das Thema Kaufplatz wird in der näheren Zukunft noch öfter Thema sein, auch im Stadtrat, der die eigentlichen Entscheidungen zu treffen hat.

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