Kulmbach Bahnhofs-Umbau muss weiter warten

Bei einem am Montag vorgestellten Programm ist der Kulmbacher Bahnhof wieder nicht dabei. Ob er in ein Sonderprogramm des Bundes aufgenommen wird, bleibt vorerst offen.

 
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Kulmbach - Der Termin am Montag in München hat in etlichen Städten und Gemeinden Freude ausgelöst. Sie bekommen, was sie seit Langem sehnlich erwarten. Um wichtige Bahnprojekte in Bayern voranzutreiben, haben die bayerische Staatsministerin Kerstin Schreyer und DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla eine Projektliste für Bayern mit einem Investitionsvolumen von mehr als 400 Millionen Euro aufgestellt. Bahnstationen werden neu gebaut, Elektrifizierungsmaßnahmen in Angriff genommen, reaktivierte Strecken werden ins DB-Netz eingebunden und: Es gibt auch Geld für Maßnahmen zur Barrierefreiheit. Doch Kulmbach, das seit inzwischen Jahrzehnten um den barrierefreien Ausbau seines Bahnhofs kämpft, ist bei diesem Programm wieder nicht dabei. Man habe, sagt eine Sprecherin des bayerischen Verkehrsministeriums, den Kulmbacher Bahnhof mit "höchster Priorität" für ein Sonderprogramm des Bundes angemeldet. Deswegen sei Kulmbach in dem am Montag vorgestellten Programm auch nicht enthalten. "Der Kulmbacher Bahnhof wird nicht aus diesem Topf barrierefrei."

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer hat am Montag betont: "Mein Ziel ist, dass wir überall in Bayern ein attraktives Angebot im Öffentlichen Nahverkehr haben, damit mehr Menschen ihn nutzen. Dafür brauchen wir eine starke Infrastruktur, vor allem auf der Schiene. Deswegen freue ich mich, dass die Deutsche Bahn in Abstimmung mit uns in den nächsten Jahren viel Geld investiert, damit Bahnhöfe, Gleise und Signale im ganzen Freistaat noch leistungsfähiger werden. Und zudem stützt das gerade in Corona-Zeiten unsere Bauindustrie!" Das ist genau das Argument, mit dem Kulmbacher Stadtoberhäupter nun schon seit langer Zeit für Verbesserungen am Bahnhof in Kulmbach kämpfen. Doch bislang hat nicht einmal das Argument geholfen, die Stadt müsse doch auch den künftigen Studenten etwas bieten, die aus aller Welt kommen sollen.

Die Versprechen der Politik und auch der Bahn machen immer Hoffnung. So hat Bahnvorstand Ronald Pofalla am Montag verkündet: "Wir bauen den Nahverkehr in Bayern weiter aus! Das bedeutet für alle Bahnkunden bessere Verbindungen zwischen Stadt und Land sowie in den Ballungsräumen. Damit machen wir Bahnfahren attraktiver und schaffen die Voraussetzung für die dringend benötigte Verkehrswende."

Ein Anruf der Frankenpost bei der Deutschen Bahn in München relativierte diese Aussage. Bei dem Programm, das die bayerische Verkehrsministerin vorgestellt hat, handle es sich um Finanzmittel, die in den kommenden zehn Jahren eingesetzt werden sollen. "Es soll auch bewusst Spielraum bleiben für spätere Projekte." Welche das sein werden, bestimme der Freistaat, schließlich handle es sich um dessen Geld. Die Bahn bekomme Geld für jeden Zug, der in einem Bahnhof hält. Davon finanziere das Unternehmen den Erhalt der Bahnhöfe. "Was im Bestand ist, ist Sache der Bahn", macht der Sprecher deutlich. Alles was neu hinzukomme werde vom Bund, vom Land, manchmal auch von einer Gemeinde und manchmal von einer Kombination der Vorgenannten finanziert. Die Bahn erhalte dann einen Auftrag. Sie fingiere als Architekt, wenn man so wolle oder auch als Facilitymanager. Nicht aber als Finanzier.

Das Geld, das der Freistaat nun investieren will, soll Projekte finanzieren, die sonst in keinen Fördertopf passen, sagt die Sprecherin des bayerischen Verkehrsministeriums. Genau das sei aber im Fall Kulmbach anders. Dieser Bahnhof entspreche genau dem Sonderprogramm des Bundes. Deswegen habe man ihn mit höchster Priorität auch dafür angemeldet. "Die Entscheidung, ob und wann, trifft aber der Bund, und er hat sie noch nicht getroffen."

Das weiß man auch im Büro der Kulmbacher Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner. Sie hat sich stark gemacht für die Aufnahme des Kulmbacher Bahnhofs in das Sonderprogramm "1000 Bahnhöfe", das im Bundesverkehrsministerium aufgelegt worden ist. Emmi Zeulner hatte im Januar den damaligen Staatsminister Hans Reichart, Landtagsabgeordneten Martin Schöffel, Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz und den damaligen Oberbürgermeister Henry Schramm zum Bahnhof gebeten, um dem Minister persönlich zu zeigen, wie dringend eine Sanierung wäre. Doch eine Entscheidung, ob Kulmbach in das Orogramm aufgenommen wird, sei noch nicht gefallen, heißt es nun aus dem Abgeordnetenbüro von Emmi Zeulner in Berlin. Die Kulmbacher Abgeordnete hake immer wieder nach, habe sogar deswegen schon persönlich mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer gesprochen und ihn darauf aufmerksam gemacht, dass ein barrierefreier Bahnhof auch im Hinblick auf den Campus Kulmbach wichtig wäre. . Aber noch sei keine Entscheidung gefallen, wer in das Programm aufgenommen wird und ob Kulmbach dabei sein wird. Durch die Corona-Pandemie hat sich das verschoben, sagt die Mitarbeiterin von Emmi Zeulner Dass der Kulmbacher Bahnhof auf der Prioritätenlisten steht, sei durchaus hilfreich. "Die Chancen standen schon mal schlechter."

Ronald Pofalla hat am Montag gesagt, die Bahn baue den Nahverkehr in Bayern weiter aus. "Das bedeutet für alle Bahnkunden bessere Verbindungen zwischen Stadt und Land sowie in den Ballungsräumen. Damit machen wir Bahnfahren attraktiver und schaffen die Voraussetzung für die dringend benötigte Verkehrswende." Die Verkehrswende, was den Kulmbacher Bahnhof angeht, lässt allerdings weiter auf sich warten. Menschen mit einem Kinderwagen, einem Rollator oder gar einem Rollstuhl können ohne Hilfe in Kulmbach weiterhin gar nicht auf einen Bahnsteig gelangen. Die vielen Treppenstufen hindern sie daran. Und die Durchquerung der schmuddeligen Unterführung hat meistens auch einen "Ekel-Faktor". Ein älterer Bahnreisender, der sich mühsam am Dienstag die Treppen erst hinunter und dann wieder hinaufgekämpft hat, macht aus seinem Ärger kein Geheimnis. Die Fahrkarten, sagt er, werden immer teurer, obwohl man sie nur noch am Automaten lösen kann. "Und dann muss man jedesmal hoffen, dass man sich als alter Mensch nicht die Knochen bricht, wenn man zum Zug will."

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