Kulmbach Bienen fliegen auf den Klimabaum

Stefan Linß

Noch ist die Robinie im Kulmbacher Land vergleichsweise unbekannt. In Zukunft könnte der Baum des Jahres 2020 eine wichtigere Rolle spielen.

 
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Kulmbach - Mit betörendem Duft und reich an Nektar locken derzeit die weißen Blüten Schmetterlinge und andere Insekten in großer Zahl an. Robinien gelten als Bienenweiden. Im Kulmbacher Land wurde der Schmetterlingsblütler bislang zur Zierde als Park- oder Straßenbaum gepflanzt. Stattliche Exemplare wachsen beispielsweise am Ortseingang von Kasendorf oder am Friedhof in Veitlahm, weiß Friedhelm Haun. "Die Robinie ist ein Klimabaum", erklärt der Kulmbacher Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege. Auch eine extrem trockene Witterung und Hitze machen dem Baum des Jahres 2020 wenig aus.

Dicke Borke und Dornen: Die Dr.-Silvius-Wodarz-Stiftung rückt deutschlandweit die Robinie in den Blickpunkt, nachdem sie vom Kuratorium zum Baum des Jahres 2020 gewählt worden ist. Die Robinie folgt damit in der Liste der Jahresbäume der Flatterulme und der Esskastanie. Allein schon optisch unterscheidet sich die Gewöhnliche Robinie stark von ihren Vorgängern. Sie hat eine dicke Borke und wehrt sich mit bis zu drei Zentimeter langen Dornen gegen Fraßfeinde.

Die gefiederten Blätter besitzen zwar eine Ähnlichkeit mit den zu den Mimosen gehörenden Akazien, erklärt Haun. Jedoch sind die Robinien als Scheinakazien nicht wie die echten Akazien in der Steppe und Halbwüste beheimatet. Die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Robinien finden sich in weiten Teilen Europas, besonders häufig in Südfrankreich und auf dem Balkan. Während die Bäume in Oberfranken oft noch zu den unbekannteren Arten zählen, nehmen sie in Brandenburg, Sachsen-Anhalt oder in der Pfalz schon einen breiteren Raum ein.

"Sie vermehren sich vor allem in trockenen und warmen Regionen", sagt der Kulmbacher Kreisfachberater. "Dabei etablieren sie sich als sogenannte Pionierbäume vor allem in steinigem Ödland wie auf Schuttplätzen oder an Bahnanlagen."

Stickstoff als Dünger:Imker erkennen den hohen ökologischen Wert und pflanzen die Robinie gezielt als Bienenweide. Aber nicht nur für Insekten sei der Baum attraktiv. Die gesamte Umgebung könne von der Robinie profitieren. Sie lebt in Symbiose mit Knöllchenbakterien, die den Stickstoff aus der Luft spalten können und als Nährstoffe für den Boden zur Verfügung stellen. Viele krautige Pflanzen wie Klee und Erbsen wenden dieses Prinzip an, doch bei den Bäumen gibt es nur wenige Vertreter. "Ähnlich wie bei der Gründüngung auf dem landwirtschaftlichen Acker reichert die Robinie Nährstoffe im Boden an", sagt Friedhelm Haun. Deshalb kommt der Baum bestens mit kargen Standorten zurecht.

Die Klimakatastrophe macht vielen Baumarten das Leben schwer. Die Robinie kommt mit Trockenperioden, von denen Oberfranken in Zukunft wahrscheinlich häufiger heimgesucht wird, gut klar. Stadtplaner könnten sie deshalb verstärkt als Straßenbaum berücksichtigen.

Wertvolles Holz: Die Robinie werde mit maximal etwa 100 Jahren bei Weitem nicht so alt wie Ahorn oder Eiche. Betagtere Robinien haben sprödes Holz und trockene Äste. Allerdings gilt das Holz als besonders wertvoll. Denn es imprägniere sich sozusagen selbst. "Seine Stoffe schützen das Holz gegen Pilze und Bakterien. Damit ist es stark witterungsbeständig." Es wurde oft im Weinbau verwendet, um die Stöcke daran anzubinden. Das feste und biegsame Robinienholz könne auch für Terrassendielen oder Gartenmöbel genutzt werden.

Invasive Art: Ob die Robinie auch beim Waldumbau eine Rolle spielt, wird sich zeigen. In Forstgebieten in Oberfranken sind in den vergangenen Monaten junge Robinienbäume gepflanzt worden. Fachleute geben zu bedenken, dass dadurch andere Pflanzen verdrängt werden können. Denn die Robinie gilt als eine invasive Art. "Auf einen wertvollen Magerrasen gehört die Robinie nicht", betont Friedhelm Haun. Weil sie den Boden mit Dünger anreichert, entzieht sie den an einen kargen Lebensraum angepassten Pflanzen den Lebensraum. Im Garten, im Park oder in der Allee am Straßenrand ist der Baum des Jahres aber durchaus in mehrerlei Hinsicht bereichernd.

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