Kulmbach "Da wird einem schon Angst"

Interview: Karl-Heinz Schneider Quelle: Unbekannt

Karl-Heinz Schneider spricht über seine Gefühle im Zusammenhang mit rechtsradikalen Umtrieben in seinem Heimatort. Vom Staat hätte sich der Schwarzacher mehr Unterstützung erhofft.

 
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Herr Schneider, vor einem Jahr bestand die Hoffnung, es würde bei einem einmaligen Auftritt Rechtsradikaler in Schwarzach bleiben. Jetzt findet der dritte Umtrieb statt. Welche Gefühle bewegen Sie als gebürtigen Schwarzacher und politisch aktiven Menschen?

Die Gefühle sind zwiespältig. Einmal, weil das jetzt schon wieder stattfindet und der Verpächter der Wiese nicht zur Vernunft zu bringen ist. Auf der anderen Seite bin ich sehr angetan, was in unserem Dorf an Gegenveranstaltungen passiert. Ich habe unseren Marktplatz noch nie so voll gesehen. Die Schwarzacher haben die richtige Antwort gegeben. Das macht mich stolz. Gegen solche Umtriebe muss man aktiv sein.

Aus welchem Grund?

Die Demokratie stirbt an der Sprachlosigkeit der Demokraten. Dagegen muss man etwas tun, Flagge und Gesicht zeigen und man muss sagen, dass man denen das nicht durchgehen lassen will. Gegen das Thema Rechtsradikalismus muss man von Anfang an aufstehen.

Es hat den Anschein, als konzentrierten sich die Neonazis in letzter Zeit verstärkt auf Oberfranken?

Ich glaube, die haben Oberfranken tatsächlich zu einer Art Experimentierfeld auserkoren, auf allen Ebenen mit allen Mitteln aktiv zu werden. Das ist schon deutlich wahrnehmbar. Aber wenn wir gemeinsam dagegen aktiv angehen, dann werden wir sicherlich auch damit fertig.

In Schwarzach äußern Bürger die Befürchtung, der Bauer, der jetzt "nur" seine Wiese zur Verfügung stellt, könnte irgendwann auch seinen Bauernhof an Nazis vermieten oder gar verkaufen. Teilen Sie diese Angst, dass Schwarzach zu einem zweiten Oberprex werden könnte?

Das ist sicherlich eine Sorge, die alle umtreibt, mit denen ich gesprochen habe. Deswegen haben wir uns ja auch so vehement ins Zeug gelegt, um denen von Anfang an zu zeigen, sie sind bei uns in jederlei Hinsicht unerwünscht. Dieses Signal muss jederzeit ausgehen und damit ist dann hoffentlich auch eine gute Basis geschaffen, um das zu verhindern. Aber ich teile die Befürchtung, dass die mehr im Schilde führen.

Nach zweimaligen Auftritten der NPD ist jetzt erstmals mit dem "Bund Frankenland" eine Gruppierung nach Schwarzach gekommen, die von den Behörden noch eine ganze Stufe radikaler eingeschätzt wird. Ist das für Sie ein besonderer Anlass zur Sorge?

Natürlich ist das nochmal eine Steigerung. Jetzt sind auch aktive Schläger dabei. Ich bin am Freitagabend mit dem Fahrrad dort unten am Radweg vorbeigefahren. Die haben sofort fünf Suchscheinwerfer auf mich losgelassen. Da wird einem schon Angst, wenn man nicht mehr mit dem Rad ganz normal am Weg fahren kann. Hier ist aber auch der Staat gefordert. Das ist nichts mehr, dem sich eine Zivilgesellschaft alleine entgegenstellen kann. Seinen Aufgaben wird aber der Staat bisher noch lange nicht gerecht.

Was müsste der Staat tun?

Die Kundgebung in Schwarzach hätte es nicht gebraucht. Die Zufahrt zu dieser Wiese ist nur für landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben. Die Genehmigungsbehörde hat die Zufahrt aber eigens geöffnet. Das ist schon eine schwere Hypothek, die für mich sicherlich auch noch Nachfragen zur Folge haben wird.

Ist das ein konkreter Vorwurf gegen das Kulmbacher Landratsamt?

Das ist aus meiner Sicht schon ein Vorwurf. Man hätte das auch anders machen können.

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