Kulmbach Das freundschaftliche "Du" ist Geschichte

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Das freundschaftliche "Du" ist Geschichte Quelle: Unbekannt

Mit Hubert Weiger und dem Bund Naturschutz will Enoch zu Guttenberg nichts mehr zu tun haben. Nachdem der BUND seine Klage zurückgezogen hat, sieht das der Baron als Bestätigung für seinen Kurs.

 
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Guttenberg - Enoch zu Guttenberg hält die Leinen locker in der Hand. Die beiden Friesen "Pic" und "Ass" hören auf die ganz leisen Töne, wenn der Guttenberger Schlossherr mit der Kutsche unterwegs ist. Für Enoch zu Guttenberg ist das Entspannung pur. Sicher auch wegen der beiden Pferde, die auf die feinsten Aufforderungen reagieren. Laute Worte sind da nicht nötig. Im "richtigen Leben" sieht das anders aus. Der bundesweit beachtete Rechtsstreit, den der Bund Naturschutz gegen sein einstiges Gründungsmitglied angestrengt hatte, ist zwar vorbei. Blamabel für den BUND als Kläger hatte dieser einen Rückzieher machen müssen (unsere Zeitung berichtete) und seine Klage nach einem Hinweis des Gerichts zurückgezogen. Doch ein guter Verlierer sieht anders aus. Auf zwei Seiten lässt der BUND über seine Anwälte erklären, warum er sich doch irgendwie im Recht sieht. Enoch zu Guttenberg sitzt auf seinem Kutschbock und schüttelt darüber nur milde den Kopf. Es habe schon seine Gründe, warum er Hubert Weiger, dem Vorsitzenden des BUND, das einst freundschaftlich-vertraute "Du" entzogen habe.

Der vorläufige Gipfel des Rosenkriegs zwischen Enoch zu Guttenberg und dem BUND, den er einst mitbegründet und dem er längst enttäuscht den Rücken gekehrt hat, hatte sich über Aussagen Guttenbergs in einer Sendung von "Plusminus" entsponnen. Dort hatte der Baron dem BUND vorgehalten, dieser sei "total unterwandert von den Erzeugern von erneuerbarer Energie, die jetzt mittlerweile dort den Ton angeben." Gleichzeitig hatte zu Guttenberg gesagt, es gebe 20 führende Persönlichkeiten des BUND, die gleichzeitig in der Wind-Lobby angestellt seien und für sie arbeiteten.

Im BUND, lässt dieser jetzt über seine Berliner Anwälte verbreiten, gebe es rund 2000 Orts- und Kreisverbände und rund 10 000 Vorstände allein auf Ortsebene. Eine Liste von 20 oder mehr Personen könne nicht wirklich ernsthaft eine Verquickung oder gar Unterwanderung des BUND begründen. "Der BUND ist nunmehr davon überzeugt, dass die Vorwürfe jeglicher Tatsachengrundlage entbehren." Die einleuchtende Erklärung, warum das Gericht dem BUND sehr dringend nahegelegt hatte, seine Klage zurückzuziehen, um einer gerichtlichen Abweisung zu entgehen, liefert die Umweltschutzorganisation dann aber nicht. Das Gericht habe um Rücknahme der Klage gebeten, damit die Parteien das ernst zu nehmende Ringen um das beste Vorgehen zum Verhältnis zwischen Naturschutz und Windenergie auf anderer als einer gerichtlichen Ebene führen könnten. Dem schließe sich der BUND gerne an. Es sei nicht die Hauptaufgabe des BUND, presserechtliche Rechtsstreitigkeiten auszufechten. Warum er genau dies dann aber - auf halber Strecke bereits erfolglos - versucht hat, bleibt in der Erklärung offen. Stattdessen "erinnert" der BUND an journalistische Sorgfaltspflichten und "insbesondere das journalistische Vollständigkeitsgebot".

Was der BUND kann, kann Enoch zu Guttenberg schon lang. Nach der Presseerklärung seines Gegners hat auch zu Guttenberg seine in München beheimateten Juristen bemüht. "Der BUND hat sich der, in der Äußerung Enoch zu Guttenbergs enthaltenen Kritik um das beste Vorgehen zum Verhältnis zwischen Naturschutz und Windkraft nicht gestellt", schreibt die Anwaltskanzlei und teilt mit: "Enoch zu Guttenberg sollte nach der Vorstellung des BUND und den Klageanträgen gerichtlich dazu verpflichtet werden, die Aussage zur Verquickung des BUND mit der Windindustrie nicht mehr zu äußern. Für jeden Fall der Zuwiderhandlung begehrte der BUND ein Ordnungsgeld bis zu 250 000 Euro oder eine Ordnungshaft." Dagegen habe sich zu Guttenberg umfassend verteidigt. Die Meinung der Münchner Juristen fällt deutlich aus: "Aufgrund der erdrückenden Beweise sah sich der BUND gezwungen, seine aussichtslose Klage in letzter Minute zurückzuziehen, um eine noch größere Blamage zu verhindern. Mit der Rücknahme der Klage gegen Enoch zu Guttenberg auf Anregung des Gerichts bringt der BUND offensichtlich zum Ausdruck, dass es zahlreiche Verquickungen dieses Verbandes mit der Windindustrie und der Windenergie-Lobby gibt." Guttenberg könne seine Äußerungen weiter verbreiten. Der Versuch des BUND, Enoch zu Guttenberg einen "Maulkorb zu verpassen", sei gescheitert.

Nicht ganz so leise wie er mit seinen beiden Friesenpferden "Pic" und "Ass" spricht, aber weit entfernt von laut spricht Enoch zu Guttenberg während seiner Kutschfahrt über die nun schon seit einigen Jahren anhaltenden Querelen zwischen ihm und dem Naturschutzverband. Enttäuscht sei er, sagt der international bekannte Dirigent. Guttenberg nennt es eine "Sauerei", wie zahllose Windkraftanlagen aus seiner Sicht ganze Landstriche verschandelten und stellt es infrage, ob diese Form der Energiegewinnung je effizient genug sein werde, das Land mit Strom zu versorgen.

Nicht mehr lang, dann feiert Enoch zu Guttenberg seinen 70. Geburtstag. An Ruhestand denkt er nicht im Ansatz. Er werde weiter kämpfen, sagt er entschieden und lässt die beiden glänzenden Rappen galoppieren. "Ist das nicht herrlich in dieser unberührten Natur?", fragt er und genießt still für ein paar Sekunden die schnelle Fahrt in der Kutsche. "Pic" und "Ass" reagieren sofort auf das kaum vernehmbare Kommando, wieder Schritt zu gehen.

Nein, mit Hubert Weiger werde er das Gespräch nicht suchen. Der betreibe statt Naturschutz die Windindustrialisierung der Natur. "So lang er das macht, haben wir keine Gesprächsgrundlage." Von grandiosen Lügen spricht er, die über den Nutzen von Windkraftanlagen verbreitet würden. Und dann ist ihm die gemütliche Schrittfahrt in der Kutsche offenbar zu langsam für das Thema, das er als Nächstes anschneidet. Er titscht "Ass" sanft mit der Peitsche, die Pferde traben an. Der Fahrtwind wehrt ihm ins Gesicht. Erschreckt habe er feststellen müssen, wie viel Korruption in Deutschland herrsche: "In jedem Landkreis gibt es käufliche Leute. Das ist ganz schrecklich. Deswegen kämpfe ich weiter." Dass er sich dabei einer wachsenden Zahl von Unterstützern sicher sein kann, spornt ihn an. Und ein klein wenig beflügelt ihn auch die Tatsache, dass der BUND in dem von ihm selbst initiierten Rechtsstreit klein beigeben musste.

In jedem Landkreis gibt es Leute, die käuflich sind. Deswegen kämpfe ich weiter.

Enoch zu Guttenberg


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