Untersteinach/Kauerndorf Die Tunnelbauer gehen ans Werk

Werner Reißaus
Die gesamte Führungsmannschaft der "Tunnelplaner" für die Ortsumfahrung von Kauerndorf traf sich in dieser Woche zu einer Besprechungsrunde und anschließend zur Geländebegehung. Mit auf dem Bild auch Landrat Klaus Peter Söllner, die Ködnitzer Bürgermeisterin Anita Sack und Projektgruppenleiter Fritz Baumgärtel (vorne, Vierter von links). Foto: Werner Reißaus Quelle: Unbekannt

Viele Millionen Euro und jede Menge Technik und Know-how braucht es, damit die Kauerndorfer Ortsumgehung Wirklichkeit wird. Ziel ist derzeit ein Baubeginn im Jahr 2022.

 
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Untersteinach/Kauerndorf - Glück auf!" Mit dem Bergmannsgruß schickte Projektgruppenleiter Fritz Baumgärtel vom Staatlichen Bauamt Bayreuth am Dienstagnachmittag die 14 "Tunnelplaner" der Ortsumfahrung Kauerndorf ins Gelände. Dort werden sie das Terrain erkunden, um den Bau der B289-Ortsumgehung Kauerndorf mit der geplanten Tunnellösung vorzubereiten - die Frankenpost berichtete.

Der alte Bergmannsgruß beschreibt im Original auch die Hoffnung der Bergleute, dass sich die Arbeit lohnen möge. Bei den "Tunnelplanern" ist allerdings die Gemengelage ein wenig anders, denn deren Berechnungen haben bereits ergeben, dass die geplanten Bauwerke für die Umgehung erfolgreich über die Bühne gebracht werden können. Der Baubeginn wird derzeit im Jahr 2022 für möglich gehalten. Der Tunnelanschlag könnte dann ein Jahr später Ende 2023 erfolgen und die Gesamtbauzeit schätzt Projektleiter Fritz Baumgärtel auf voraussichtlich fünf bis sechs Jahre. Die Verkehrsfreigabe ist für Ende 2026 eingeplant.

Nach mehreren Ortsbegehungen im kleineren Kreis traf sich die gesamte Projektmannschaft für den Bau der Ortsumfahrung Kauerndorf zunächst in der Straßenmeisterei Untersteinach und später dann an der künftigen Trasse in Kauerndorf. Wie Fritz Baumgärtel besonders herausstellte, legt die Projektleitung am Staatlichen Bauamt in Bayreuth großen Wert darauf, dass sich die Planer trotz modernster dreidimensionaler Planungstechnik einen persönlichen Eindruck vor Ort verschaffen.

Es sind mehrere Büros, die an der Planung für das Mammutprojekt beteiligt sind. So fanden ihren Weg nach Untersteinach beziehungsweise Kauerndorf die Planer der Ingenieurgemeinschaft aus der Unternehmensgruppe BUNG aus Heidelberg und des Büros ic-consulenten aus Salzburg/Österreich, die für die Tunnelplanung und die Stützbauwerke zuständig ist. Außerdem das Büro Ingenieurconsult SRP Schneider und Partner aus Kronach für die Streckenplanung, das für den Trinkwasserschutz zuständige Ingenieurbüro Piewak und Partner aus Bayreuth, das Ingenieurbüro Schramm aus Marktleugast, das für die Koordinationssicherung verantwortlich ist, und die Tunnelbauspezialisten von der Landesbaudirektion in München.

Zu den umfassenden vorbereitenden Arbeiten für den Bau der Umgehung stellte Projektleiter Baumgärtel fest: "Das war ein Erkundungsprojekt höchster Ordnung unter anderem auch mit den Stadtwerken Kulmbachs, was den Trinkwasserschutz anbelangt. Die Gutachten sind ausgewertet und sind eingeflossen in ein Bauablaufkonzept, um festzustellen, wie ich das Projekt überhaupt bauen kann." Und nach Abschluss dieser umfangreichen Vorerkundungen ist die Ausführungsplanung für die Ortsumfahrung von Kauerndorf einschließlich des 720 Meter langen Tunnels nun im vollen Gange.

Die Planungen erfolgen mit den modernsten Methoden. Anhand eines digitalen Modells wird eruiert und dargestellt, auf welche Weise das Bauwerk entstehen und möglichst langfristig erhalten werden kann. Diese Planung - beim normalen Hausbau ist es die Werksplanung - läuft gegenwärtig in den verschiedenen Büros und in Zusammenarbeit mit der Landesbaudirektion in München. Fritz Baumgärtel: "Heute war wichtig, dass wir alle Beteiligten, die bisher in den eigenen Häusern planen, einmal zusammenbringen und dass wir gemeinsam die jetzt in der Planung bekannt gewordenen Themen, Probleme und Herausforderungen im Gelände anschauen."

Als einen Meilenstein bezeichnete Baumgärtel das Ziel, die Genehmigung des Bundesverkehrsministeriums für die einzelnen Bauwerksentwürfe bis Ende 2021 zu bekommen. Dann sei ein Baubeginn im Jahr 2022 möglich und mit einer Verkehrsfreigabe könnte dann bis Ende 2026 gerechnet werden. Die eigentlichen Vorleistungen für die Ortsumfahrung Kauerndorf werden bereits in diesem Jahr starten. So wird im Herbst mit der Errichtung einer gemeinsamen Regenrückhalteanlage für die Entwässerungen von der Ortsumfahrung Untersteinach sowie der Ortsumfahrung Kauerndorf begonnen werden. Baumgärtel würdigte die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Ködnitz, dem Landratsamt Kulmbach und den Stadtwerken Kulmbach. Besonderen Dank zollte der Projektleiter aber den Grundstückseigentümern vor Ort, da gut 90 Prozent der erforderlichen Grundstücke für die Ortsumfahrung bereits gesichert werden konnten.

Der Besprechungsrunde in der Straßenmeisterei wohnten am Schluss auch Landrat Klaus Peter Söllner, die Ködnitzer Bürgermeisterin Anita Sack und Regierungsdirektor Oliver Hempfling vom Landratsamt bei. Landrat Söllner lobte vor allem die Arbeit des Staatlichen Bauamtes: "Wir sind mit der Bauabwicklung sehr zufrieden. Wie ich sehe sind wir mit der Ortsumfahrung Untersteinach wirklich in time. Die Baumaßnahme in Kauerndorf ist für uns natürlich etwas völlig Außergewöhnliches, denn Tunnelbauten gibt es bei uns im Landkreis in dieser Ausprägung überhaupt nicht." Und mit Blick auf die beiden Planer vom Büro ic-consulenten aus Salzburg stellte der Landrat fest: "Da haben uns die Österreicher etwas voraus, das können sie auch besser."

Nicht unerwähnt ließ Söllner, dass ihn der Ruf nach der Ortsumfahrung Kauerndorf von Anfang an in seiner nunmehr 25-jährigen Amtszeit als Landrat verfolgt: "Bei Untersteinach hatte ich damals noch eine Resthoffnung auf die Ortsumfahrung, aber dass ich die Umgehung Kauerndorf noch erleben würde, habe ich schon fast nicht mehr geglaubt. Auf den allerletzten Drücker ist dann die Baufreigabe erfolgt. Ich weiß nicht, ob das heute noch möglich wäre. Wir sind dafür sehr dankbar." Mit der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner habe man zudem eine Verbündete gehabt, die im Kampf um die Ortsumgehung nicht locker gelassen habe.

Bürgermeisterin Anita Sack dankte für die Präsentation der Planung für die Projektgruppe des Gemeinderates am Tag zuvor beim Staatlichen Bauamt in Bayreuth: "Ich freue mich natürlich für unsere Kauerndorfer und für unsere ganze Gemeinde Ködnitz, dass die Ortsumgehung wie geplant umgesetzt werden kann. Es ist lange darum gekämpft worden."

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