Presseck Ein Schandfleck verschwindet aus Presseck

Gerhard Leinfelder
Die letzten Spuren der Schuhfabrik Ott verschwinden derzeit aus Presseck. Unsere Bilder zeigen die Industriebrache in ihrem ursprünglichen Zustand sowie das aktuelle Trümmerfeld beim Abriss. Foto: Gerhard Leinfelder

Ende einer Handwerkstra-dition in Presseck: Wo einst die alte Schuhfabrik Ott zur Industriebrache wurde, sollen Parkplätze für die Besucher des örtlichen Friedhofs entstehen.

 
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Presseck - Der mehr und mehr verfallende Gebäudekomplex war lange Zeit alles andere als ein Hingucker im positiven Sinne - sowohl für die Einwohner Pressecks selbst, als auch für Urlauber oder andere Besucher des Frankenwald-Dorfes: Jetzt wird das lange leer stehende Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik Ott in der Fabrikstraße abgebrochen. Das Kostenvolumen beträgt 137 000 Euro. Dies geschieht im Rahmen der Förderoffensive Nordostbayern, die die Beseitigung von Industriebrachen mit Mitteln des Freistaates Bayern um bis zu neunzig Prozent bezuschusst.

Nach dem Abbruch wird ein Teil der Fläche in Parkplätze umgewandelt. Davon sollen insbesondere die Besucher des benachbarten Friedhofes profitieren, die dort bequem ihre Fahrzeuge abstellen können. Dabei werden, auf der dem Friedhof zugewandten Seite der entstehenden Freifläche, 14 Parkplätze angelegt. Der andere Teil der Fläche wird begrünt. Er soll nach dem Willen der Regierung von Oberfranken weiterhin als Gewerbegebiet ausgewiesen bleiben, um künftig eine Neuansiedlung von Betrieben möglich zu machen. Wie mehrfach berichtet, bemüht sich die Frankenwaldgemeinde stetig darum, Gewerbe anzusiedeln, um auch Arbeitsplätze im Ort anbieten zu können.

Der Abbruch der Schuhfabrik hat allerdings wirtschaftsgeschichtlich eine Kehrseite der Medaille. Denn damit geht nun auch optisch eine Ära zu Ende, die den Einwohnern des Frankenwalddorfes über fast ein Jahrhundert hinweg zu Lohn und Brot verholfen hat. Die Tradition des Schusterhandwerkes in Presseck reicht bis in das Jahr 1890 zurück. Damals gründeten sich die "mechanische Schuhfabrik Müller und Heinz" und die Schuhfabrik "Johann Ott GmbH". In den beiden, für damalige Verhältnisse modern ausgerüsteten Betrieben waren knapp 100 Mitarbeiter beschäftigt. Doch die Weltwirtschaftskrise machte auch vor Presseck nicht halt, die erstgenannte Fabrik machte Pleite.

Die Machtübernahme der NSDAP bescherte der Schuhfabrik Johann Ott GmbH jedoch Aufträge für SA- Stiefel und sonstigem Militärschuhwerk, und ließ die Firma gut ausgelastet die Kriegsjahre überstehen. Die verbliebene Schuhfabrik Ott prosperierte dann ebenfalls ganz stark in den Nachkriegsjahren. 1947 begann die Firma mit dem Bau eines neuen Fabrikgebäudes in Presseck. Bis zu einhundert Arbeitnehmer fanden dabei wieder Lohn und Brot. In den 1980er-Jahren war dann Ende mit Schuhen aus Presseck.

Zuletzt stand das große, gelbe, einst prägende Fabrikgebäude lange Zeit nahezu leer. Mit dem Abbruch verschwindet in Presseck somit auch ein Stück Zeit- und Industriegeschichte.

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