Von 47 Architekten aus ganz Deutschland wurden Pläne eingereicht. Der erste Preis ging nach Frankfurt/Main, aber er gefiel den Kulmbachern nicht. Man beauftragte daher den von der Stadt angestellten Architekten und Zeichenlehrer Adolf Hecker, einen neuen Plan zu fertigen. Dieser entsprach den Wünschen des Baukomitees. Die Gestaltung der Fassade, die dem Bau einen besonderen Glanz verleihen sollte, übertrug man einem bekannten Münchner Architekten, August Thiersch. Dieser entwarf auch die unmittelbar am Tegernsee gelegene "Serbenvilla" für den serbischen Fürsten Theodorowitsch.
Nach einer Rekordbauzeit von nur zwölf Monaten, erfolgte am 28. Juli 1884 die Einweihung. Die Baukosten beliefen sich auf 90 326 Mark. Das Gesellschaftsleben in Kulmbach erfuhr eine neue Blüte. Große Maskenbälle, Theateraufführungen und Vereinsversammlungen wurden veranstaltet. Neben dem Saal waren im Haus die Räume des Gewerbevereins und im Erdgeschoss das Depot der Feuerwehr untergebracht.
Aus Platzmangel verlegte der Gewerbeverein 1901 seine Räume an den Holzmarkt. Heute befindet sich dort die VR-Bank Oberfranken-Mitte. Die Stadt kaufte das Gebäude für 72 000 Mark. In freien Räumen wurde die Stadtkämmerei mit der angegliederten Sparkasse untergebracht. Am 13. November 1904 verlegte man die Gerätschaften der Feuerwehr in den Neubau in der Buchbindergasse.
Die beengten Verhältnisse und Notausgänge des Saalbaus von 1884 wurden immer wieder beanstandet, sodass 1911 der Anbau zur Spitalgasse hin mit einer geräumigen, gut begehbaren Steintreppe erfolgte. Zeitgleich wurden auch die sanitären Anlagen in dem Gebäude saniert. Vom August 1914 bis zur Beendigung des Ersten Weltkrieges im Jahr 1918, diente das Vereinshaus als Lazarett. Die Instandsetzung danach bedurfte erheblicher Finanzmittel. Die Sparkasse zog 1935 vom Holzmarkt in das neue Gebäude in der Buchbindergasse um. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurden die Fassade und die Innengestaltung des Vereinshauses so komplett verändert, dass die Kulmbacher es abfällig als "einen geschmacklosen Bau" bezeichneten. Die Nischen und mehrere Fenster wurden zugemauert. Auch das schöne Stadtwappen wurde entfernt. Nach der Einweihung der Stadthalle in der Sutte im Dezember 1988 verfiel das Vereinshaus in einen Dornröschenschlaf.
Der dauerte an, bis die Sparkasse Kulmbach unter der Führung der Vorstände Max Schreiner, Dieter Seehofer und Stefan Erbacher das Vereinshaus als "Sparkassenhaus" einer neuen Verwendung zuführte. Am 4. November1994 konnte ein repräsentatives, den Marktplatz prägendes Gebäude, eingeweiht werden. Besonders gelungen war, dass die historische klassizistische Gründerzeitfassade erneut erstrahlte. Zusammen mit dem wieder aufgestellten Luitpoldbrunnen bildet sie ein Schmuckstück des Marktplatzes.
Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden wertvolle Fassadenverzierungen freigelegt. In diese sind verschiedene Symbole eingearbeitet, die auf die zu Anfang beschriebenen Nutzungen hinweisen. Auf der Rathausseite befindet sich das eindrucksvollste Motiv. Es zeigt eine filigrane Sandsteinarbeit mit Seilen, Schläuchen, Feuerwehrhelm und Gerätschaften der Feuerwehr. Eine gelungene Arbeit als Denkmal für die Freiwillige Feuerwehr, die früher im Erdgeschoss untergebracht war.
An der Marktplatzseite wurden zwei Nischen gefunden. In der vom Betrachter aus linken Nische, sind Landwirtschaftliche Geräte wie Dreschflegel, Sense, Schaufel, Rechen, Früchte und Ähren zu sehen, was an das frühere Kornhaus erinnert. In der rechten Nische zeigen sich mit Schere, Feile, Schuh, Hammer, Schraubstock und Axt typische Handwerkssymbole. Auf der Seite zur Spitalgasse fand sich im Giebel ein altes Relief, das freigelegt wurde.
Mittlerweile hat die Sparkasse das Vereinshaus wieder verlassen. Das Erdgeschoss wird von der Stadtverwaltung genutzt. Im ersten Stock residiert das Kulmbacher Notariat und im zweiten Stock ist eine HNO-Praxis.