Kulmbach Mega-Projekt geht in die nächste Phase

Stefan Linß

Die Bauarbeiten an der Purbach-Mündung sind fertig. Doch es entstehen bereits neue Pläne für den umfassenden Hochwasserschutz rund um den Weißen Main.

 
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Kulmbach - Für ein Jahrhundertprojekt braucht es einen langen Atem. Stück für Stück kommen das Wasserwirtschaftsamt Hof und die Stadt Kulmbach ihrem großen Ziel näher, alle Anwohner am Weißen Main vor einer Flutkatastrophe zu schützen. Seit 2014 wird die Flutmulde umgebaut und grundlegend neu gestaltet. Und es ist seitdem viel passiert. Zuletzt wurde im Stadtteil Blaich unterhalb der Berliner Brücke der Lückenschluss zum Purbach fertiggestellt. Trotzdem sind immer noch weitere Bauabschnitte nötig, um den Schutz komplett zu machen. Die Voruntersuchungen haben begonnen, damit die Pläne für die kommenden Jahre umgesetzt werden können.

Der aktuell fertiggestellte Hochwasserschutz im Bereich der erstmals im Jahr 1932 angelegten Flutmulde wird hauptsächlich von der Europäischen Union und vom Freistaat Bayern finanziert. Nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamtes wurden dafür Gesamtkosten in Höhe von 20 Millionen Euro veranschlagt. Bislang sind in der Blaich einschließlich Grunderwerb rund 13 Millionen Euro ausgegeben worden.

Von dem Geld sind unter anderem auf einer Länge von einem Kilometer neue Deiche sowie 650 Meter Schutzmauern gebaut worden. Der Flusslauf wurde umverlegt und naturnah gestaltet. Außerdem entstand in der Pörbitscher Au ein Schöpfwerk, das 700 Liter Wasser pro Sekunde fördern kann. Zuletzt wurde in der Hofer Straße für den unterirdisch verlaufenden Purbach ein 140 Meter langer Stauraumkanal errichtet.

Rund 40 Hektar Siedlungs- und Verkehrsflächen sind in der Blaich mittlerweile vor den Hochwassergefahren des Weißen Mains geschützt. Doch das reicht den Planern noch nicht ganz. "Die jetzt fertiggestellte Mauer entlang der Flutmulde schützt den Ortsteil Blaich zuverlässig vor einer Jahrhundertflut des Weißen Mains", versichert Christian Weiß, der stellvertretende Leiter des Wasserwirtschaftsamtes. Jedoch müsse auch ein lokales Starkregenereignis in die Planungen einbezogen werden. Ein solches Szenario könne dazu führen, dass der seitlich einmündende Purbach ein großes Hochwasser führt.

Wasserwirtschaftsamt und Stadt haben zwischen Mündung und der Caspar-Fischer-Straße bereits einen neuen, breiteren Kanal gebaut. Oberhalb in Richtung Klinikumsberg reiche die Verrohrung aber nicht aus, um mögliche Wassermassen schadlos abzuführen. Dort würde ein Teil des Hochwassers weiterhin wild über die vorhandenen Straßen und Bebauung in Richtung Flutmulde abfließen. Dasselbe gelte übrigens auch für das steile und überwiegend bewaldete Hanggebiet oberhalb der Blaich. Wild abfließendes Hangwasser könne dort die Grundstücke überfluten.

Um zunächst die drohende Gefahr am Purbach zu minimieren, erhält das Gewässer einen großen Rahmendurchlass. Das ist die Aufgabe der Stadt Kulmbach, die oberhalb der Caspar-Fischer-Straße die entsprechenden Pläne umsetzen will und dabei auch einen neuen Kreisverkehr an der Sauermannskuh bauen lässt. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis 2022. Dann sei es sicher, dass der Purbach auch bei einem hundertjährlichen Hochwasser unterirdisch zur Flutmulde abgeleitet werden kann.

Der geplante Abfanggraben oberhalb der Blaich soll künftig das Hangwasser kontrolliert sammeln und dann in einer Rohrleitung gefahrlos in Richtung Flutmulde ableiten. Ein Ingenieurbüro hat die mögliche Trasse oberhalb der Blaicher Auferstehungskirche und die notwendige Dimension des Grabens grob ermittelt. "Die weiteren Planungen laufen noch. Wir rechnen im nächsten Jahr mit einer Fertigstellung der Entwurfsunterlagen", sagt Christian Weiß. Der Bau des Grabens ist für 2021 und 2022 vorgesehen.

Und auch danach soll nicht Schluss sein. Womöglich ist danach die Dobrach bei Petzmannsberg an der Reihe. Wie der stellvertretende Behördenleiter bestätigt, laufen an der Mündung in den Weißen Main sowie am weiteren Flusslauf entlang der B 85 derzeit erste Untersuchungen, die zeigen sollen, ob der Baugrund für eine technische und statische Umsetzung der Hochwasserschutzsysteme geeignet ist. "Verschiedene Möglichkeiten von Schutzvarianten müssen im hydraulischen Berechnungsmodell noch modelliert und ausgewertet werden, um eine erste Gesprächsgrundlage mit der Stadt Kulmbach und den betroffenen Bürgern zu schaffen", sagt Weiß. Mit ersten Ergebnissen sei ebenfalls im kommenden Jahr zu rechnen. Bis dahin will das Wasserwirtschaftsamt auch die nötigen Vorplanungen für den Hochwasserschutz am weiteren Verlauf des Weißen Mains präsentieren. Es gehe darum, inwieweit der Deich zwischen der Saalfelder Straße und der Kleingartenanlage Zehn Eichen erhöht und verstärkt werden kann.

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