Marktredwitz Der Kick der kleinen Kugel

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Bert Jäckel, Präsident des Bayerischen Billardverbands, ist hoch konzentriert, wenn er die Kugel stößt. Foto: Florian Miedl

Bert Jäckel ist seit diesem Jahr Präsident des Bayerischen Billardverbands. Dem gehören 176 Vereine an. Der Marktredwitzer schwärmt vom Zauber des Spiels, das ein hohes Maß an Disziplin erfordert.

 
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Marktredwitz - Die Zeiten, in denen Billardspieler mit der Kippe im Mundwinkel und dem Bierglas am Rande des Spieltischs ihren Queue in schummrigen Kneipen zückten, gehören längst der Vergangenheit an. "Billard ist die anspruchsvollste Hand-Auge-Koordinations-Sportart der Welt." Das sagt Bert Jäckel im Brustton der Überzeugung. Der 41-jährige Marktredwitzer, der als Jugendlicher in besagten Kneipen erste Schritte auf diesem Terrain unternimmt, ist seit diesem Jahr Präsident des Bayerischen Billardverbands, dem 176 Vereine mit rund 9000 Mitgliedern angehören.

Bundesweit frönen dem Billardsport um die 40 000 organisierte Mitglieder, wie der EDV-Spezialist, der in Selb bei HSB-Systemhaus arbeitet, im Gespräch mit der Frankenpost erzählt. Doch die "Dunkelziffer" liegt gleich Welten darüber. "Breitensport-technisch wird Billard wohl am meisten gespielt", ist sich der 41-Jährige sicher. Bis zu neun Millionen Deutsche spielten regelmäßig.

Der neue Präsident aus dem Fichtelgebirge hat sich nicht nur vorgenommen, das einstige Kneipen-Image des Billardspielens ein wenig aufzupolieren. "Ich will den Sport noch mehr unters Volk bringen", betont Bert Jäckel. Obwohl er wegen seiner mannigfachen Aufgaben, die ihm der Präsidenten-Posten beschert, selbst kaum mehr zum Billardspielen kommt, ist er doch Feuer und Flamme für den Sport, den er seit 1994 im Verein ausübt. Jahrelang war der Marktredwitzer als Schiedsrichter im Einsatz, war Bezirksvorsitzender und EDV-Beauftragter des Landesverbands. Und als nun der Ruf nach einem neuen Präsidenten laut wurde, stellte er sich zur Wahl - und ging durch, und zwar als erster Oberfranke überhaupt.

Derzeit laufen die deutschen Meisterschaften, bei denen sich in Bad Wildungen 800 Teilnehmer messen und die Bert Jäckel an diesem Wochenende besucht. "Wir haben bayernweit sehr erfolgreiche Nachwuchsspieler", verdeutlicht der Präsident, der sich jedoch mehr Frauen in den Reihen der Spieler wünschte. "Wichtig, um in den Kader aufgenommen zu werden, ist eine körperliche wie mentale Fitness." Denn es komme auf das Zusammenspiel beider Faktoren an.

"Die größten Zitterpartien sind die Aufstiegsspiele", weiß der Billard-Experte. Da brauche man schon starke Nerven und eine gute Körperbeherrschung. Sein bislang aufregendstes Spiel hat der Marktredwitzer gegen Francesco Bustamante von den Philippinen - "einer der Weltklasse-Spieler" - absolviert, als dieser in Selb zu Besuch war. "Das sind die reinsten Zauberer", schwärmt Jäckel. Das Aushängeschild des Bayerischen Billardverbands sei Ralf Souquet aus Manching, der beim BSV Dachau spielt. Der sei auch Mitglied in der "Hall of Fame", wo sich nur absolute Spitzenspieler fänden.

Das Faszinierende am Billard ist für den Marktredwitzer, "dass man diesen Sport bis ins hohe Alter treiben kann - von Kindesbeinen an". Die meisten beginnen so ab zehn Jahren, wie er sagt. Und in Sachen Sauberkeit macht den Billardspielern auch keiner was vor. "Das ist das A und O", betont der Präsident. "Denn jeder Fussel kann den Lauf der Kugel beeinflussen." Jäckels längstes Spiel hat bislang eineinhalb Stunden gedauert, noch mehr Ausdauer musste der Präsident aber als Schiedsrichter bei zwei Billard-Spielerinnen am Tisch beweisen: "Das dauerte dreieinhalb Stunden."

"Mathematik und Physik, mentale Stärke, Ausdauer und ein erhebliches Maß an Disziplin sind Grundvoraussetzungen, um erfolgreich den Lauf der Kugeln zu kontrollieren und als Sieger aus einem Match hervorzugehen." Deshalb fände es der Billard-Präsident toll, würde es das Wahlfach Billard an Schulen geben. "In Hof hat man es an der Realschule eingeführt." In den kommenden vier Jahren seiner Amtszeit will sich der 41-Jährige dahinterklemmen, dass so etwas vielleicht auch im Landkreis Wunsiedel möglich wird.

Billard sollte es überall als Wahlfach an den Schulen geben.

Präsident Bert Jäckel


Jeden Dienstag Training im "Magic"

Der Bayerische Billardverband wurde am 12. Februar 1955 in Regensburg mit sieben Gründungsvereinen ins Leben gerufen. Am 15. Juni 1991 hat er sich mit dem Pool-Billard-Landesverband Bayern zusammengeschlossen. Seit diesem Jahr ist Bert Jäckel Präsident des Verbands, der seinen Sitz in München hat.

Der Marktredwitzer Club zählt 23 Mitglieder und hat im vergangenen Jahr mit dem BC Stiftland fusioniert, um das Überleben beider Vereine zu sichern. Vereinsheim ist das "Magic" in Marktredwitz. In Marktredwitz spielen zwei Mannschaften, die aus je vier Spielern bestehen, in der Kreis- und in der Bezirksliga.

Jeden Dienstag ab 19.30 Uhr trainieren die Billardspieler im "Magic". Hier stehen neun Poolbillard-Tische und ein Snooker-Tisch bereit.

Einen weiteren Verein gibt es im Landkreis Wunsiedel mit dem 1. Billard-Club Selb, der in der Bezirksliga spielt und 50 Mitglieder zählt. Hier wird Karambolage-Billard auf vier kleinen Tischen und an zwei Tischen Snooker gespielt. Das Clublokal in der Jahnstraße 40 ist Mittwoch, Freitag und Sonntag ab 17 Uhr geöffnet.


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