Von diesem Kuchen hätte Marktredwitz ebenfalls gern ein Stück, geben die Teilnehmer am Podium zu verstehen. Hans-Ottmar Donnert, Leiter von FOS und BOS, spricht von "400 jungen Menschen, die bei uns jedes Jahr ins Studium drängen". Ein großer Teil der Leute würde gern heimatnah studieren. "Marktredwitz würde keine überfüllten Hörsäle bieten und hätte genügend Platz für günstigen Wohnraum", bricht Donnert eine Lanze für die Ansiedlung einer Hochschule in der Großen Kreisstadt.
Oberbürgermeisterin Dr. Birgit Seelbinder, die seit Jahren nicht müde wird, die Themen Geo-Informationssysteme als Studiengang für Marktredwitz anzupreisen, ist fassungslos, als Präsident Sperber davon berichtet, dass er diesen Studiengang ganz neu in Deggendorf aufgenommen hat. "Wir reden seit fünf Jahren darüber, und nichts passiert", zeigt sich Seelbinder sehr emotional.
Thomas Regnet, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Industrie (AGI), würde eine Zusammenarbeit mit der Forschung vor der Haustür durchaus begrüßen, "wenn sie nicht in direkter Konkurrenz zu benachbarten Städten steht". Er spricht sich für einen "Ableger" bestehender Hochschulen aus.
Seelbinder nennt Deggendorf ein "Muster-Beispiel" für Marktredwitz. "Wir hätten ebensolches Potenzial", versichert sie. Mit der Landesgartenschau - in Deggendorf steht sie im nächsten Jahr an - habe man bereits internationale Kompetenz gezeigt. Daher ist nach Ansicht der Oberbürgermeisterin auch eine Zusammenarbeit mit der Universität Pilsen denkbar. Denn ansonsten wären die Prognosen für die Stadt düster. "74 Prozent der Leute, die aus Marktredwitz abwandern, sind zwischen 18 und 30 Jahre alt. Genau diese Altersgruppe brauchen wir für die Gesellschaft, um Leben zu gestalten und Familien zu gründen", betont Seelbinder. In einigen Jahren drohe in der Region ein Männerüberschuss, warnt sie. Wenn Frauen erst einmal weg sind, kämen sie nicht wieder, wisse sie aus Erfahrung. "Männer bringen am Wochenende wenigstens noch ihre dreckige Wäsche zur Mutter und setzen sich an den gedeckten Tisch."
Angesichts der verheerenden Aussichten, denen man gegensteuern müsse, meint Thomas Regnet von der AGI, dass die Industrie hier grundsätzlich positiv eingestellt sei, wenn es um eine Hochschule in Marktredwitz geht. "Wir würden auch eine Patenschaft übernehmen." Birgit Seelbinder greift diese Unterstützung gern auf, "denn eine Hochschule würde auch die Ansiedlung neuer Firmen nach sich ziehen".
Mit 1500 Studenten haben wir gerechnet, jetzt sind es schon fast 5000. Professor Dr. Peter Sperber
74 Prozent der Leute, die abwandern, sind zwischen 18 und 30 Jahre alt. Oberbürgermeisterin Birgit Seelbinder