Lichtenberg Anerkennung für ein Gartenparadies

Sandra Hüttner
Es grünt und blüht im Naturgarten von Karen und Bernd Nowak in Lichtenberg. Die Gartenbesitzer erhielten die Zertifizierung "Bayern blüht - Naturgarten", die Hobbygärtner für ihr Engagement für die Natur auszeichnet. Das Bild zeigt (von links) Juror Friedhelm Haun, Gartenbesitzer Bernd Nowak und Jurorin Christine Bender. Foto: Hüttner Quelle: Unbekannt

Die Familie Nowak aus Lichtenberg hat eine Auszeichnung für ihren Naturgarten bekommen. Auch zwei weitere Gartenbesitzer wurden geehrt.

 
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Lichtenberg - Familie Nowak aus Lichtenberg hat für ihr Gartenparadies die Auszeichnung "Naturgarten - Bayern blüht" erhalten. Die Auszeichnung verleiht das bayerische Landwirtschaftsministerium gemeinsam mit der Landesvereinigung Gartenbau Bayern. Mit der Zertifizierung würdigen die Verbände eine boden- und wasserschonende Bewirtschaftung sowie den Erhalt der Artenvielfalt im Haus- und Kleingarten - und regen damit zur Nachahmung an. Neben den Nowaks erhielten weitere Gartenbesitzer im Landkreis Hof die Plakette: Birgit Wunderatsch und Annerose Nitsche, beide aus Helmbrechts. Wer mit der Gartenplakette ausgezeichnet wird, leistet einen Beitrag für die Vielfalt der Umwelt. Allerdings sind die Hürden hoch. Die Beurteilung ist streng und das Prozedere bayernweit einheitlich geregelt. Es werden vier "Kern"- und 14 "Kann"-Kriterien bewertet.

So wird ein Naturgarten zertifiziert:

Sollen Beete ums Haus den Stempel "Naturgarten" bekommen, müssen vier Kriterien erfüllt sein: Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel, auf synthetische Dünger, kein Torf zur Bodenverbesserung und hohe ökologische Vielfalt. Dann verteilen die Prüfer Punkte unter anderem für Folgendes:

Vielfalt: Gartenbereiche, die nicht gepflegt werden, sind wichtige Rückzugsorte für Tiere. Steine, Altholz, Reste vom Strauchschnitt und Laub bilden Nischen für viele Lebewesen. Wildkräuter wie Brennnessel, Beifuß, Klette oder Giersch zeigen die Vielfalt im Naturgarten. Bereiche, die Tiere und Pflanzen beherbergen, die sonst nur selten im Garten einen Lebensraum finden würden, honorieren die Juroren. Dazu gehören Trockensteinmauern, Stein- und Holzhaufen, Wasserläufe, Teiche, Sonnenplätze und Schattenplätze.

Wiese: So manches Unkraut ist eigentlich ein Heilkraut. Pflanzen, die von selbst kommen, bereichern die Vielfalt, bedecken und schützen den Boden, locken Nützlinge an und ersparen intensive Gartenarbeit. Die Juroren achten darauf, ob sich im Rasen Kräuter wie Löwenzahn, Gänseblümchen, Schafgarbe, Kriechender Günsel, Wegerich, Klee aussäen dürfen.

Gehölze: Laubbäume spenden im Sommer Schatten und lassen im Winter das Licht durch. Das Laub bietet Tieren Schutz, ebenso dem Boden vor intensiver Sonnenbestrahlung und Erosion. Zum Naturgarten gehört eine vielfältige Hecke aus heimischen Gewächsen. Je mehr Gehölze eine Hecke enthält, desto besser.

Insektennahrungspflanzen: Stauden und Blumen sind eine reiche Nektarquelle für Bienen und Schmetterlinge. Ihre Samen sind Winternahrung für Tiere. Im Winter bieten verdorrte Pflanzenteile Unterschlupf. Fünf bis neun Arten ökologisch wertvoller Blühpflanzen erwarten die Prüfer.

Bewirtschaftung: Strauchschnitt, Mähgut, ausgejätete Wildkräuter, Gemüseabfälle werden dem Garten als Kompost oder als Mulch wiedergegeben. Der Komposthaufen schließt den Nährstoffkreislauf und hilft, einen gesunden und lebendigen Boden aufzubauen. Wenigstens eine kleine Stelle, auf der Pflanzenabfälle rotten, sollte ein Naturgarten haben. Pflanzengesundheit und lebendiger Boden können auch durch Mischkultur, Fruchtfolge und Gründüngung gefördert werden. S.H.

Als Juroren nahmen Christine Bender, Landwirtschaftsrätin am Gartenbauzentrum Bayern Nord des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, und Friedhelm Haun, Kreisfachberater aus Kulmbach, das 3000 Quadratmeter große und fantasievoll gestaltete Areal unter die Lupe. Sie schwärmten von der Staudenvielfalt, den Spaltenbeeten, den gegliederten "Räumen", den besonderen Pflanzen wie Zwergfunkien und den wilden Ecken. Die Juroren waren begeistert vom Naturgarten, der einem botanischen Garten gleicht und ein Eldorado für Insekten und Tiere ist. "Die Dachwassernutzung ist vorbildlich: So muss der Garten nicht aus der Leitung gegossen werden. Das ist ein Beitrag für die Umwelt", bilanzierte Friedhelm Haun. Haun war außerdem begeistert von den 19 verschiedenen Tomatensorten, alle selbst gezogen.

"In diesem Gartenparadies steckt viel Herzblut", betonte Christine Bender. Es blüht und duftet, summt und brummt, und die Vögel freuen sich über Futter und Unterschlupf. Die Corona-Zeit hat Bernd Nowak zum Werkeln genutzt. Es ist ein neuer einladender Sitzbereich neben den Spaltenbeeten entstanden. Und auch sonst gibt es reichlich Platz zum Träumen und Entspannen - aber auch zum Beobachten von Getier, das sich in großer Vielfalt unter Vogelgezwitscher tummelt.

Im Obstgarten mit den alten Bäumen von Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume ist ein Alpengarten aus Granitsteinen entstanden. "Man kennt sie auch als Wasserbausteine", erklärt Bernd Nowak, der zwischen die Steine Iris, Nelke, Enzian und Elfenblumen pflanzte. Der älteste Obstbaum ist ein Apfelbaum von fast 80 Jahren. Das grüne Areal ist durch Bäume und Hecken eingefriedet, hat Sonnen- und Schattenparadiese. Im Schatten sind Funkien, Hundszahnlilien und nordamerikanische Waldlilien eingepflanzt. Ein kleiner Bachlauf mit internem Wasserkreislauf lädt dazu ein, sich in der angrenzenden Wiese niederzulassen, gleich daneben ist ein Spaltengarten aus Schiefer- und Basaltplatten.

Bei der Zertifizierung eines Gartens achten die Juroren darauf, dass die Vielfalt nicht lediglich ein wildes Durcheinander ist, sondern dass die pflegende Hand erkennbar ist. "Und hier erkennt man die Liebe und das Gespür", unterstreicht Christine Bender. Mit den biologisch vielfältigen Gärten sollen Zeichen gesetzt und ein Gegentrend zu den Steingärten aufgebaut werden. Außerdem gibt es unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten, die im Garten der Nowaks zu entdecken sind: eine alte Zinkbadewanne, die in ein Regal verwandelt wurde zum Beispiel.

1988 haben die Nowaks das Grundstück gekauft, sind 1993 eingezogen, und seitdem ist das Paradies gewachsen. Bernd Nowak setzt gerne die Ideen seiner Frau Karen um und vergrößert, erweitert, bereichert den Garten. Der Naturgarten ist zu einem verwunschenen Paradies geworden. "Hier hat nie ein Profi Hand angelegt. Unser Paradies haben wir uns allein geschaffen." Dazu gehört auch die Terrasse, die von einem 24 Jahre alten Blauregen überwachsen wird und Sonnenschutz bietet.

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