Naila Trauer um Schach-Macher aus Bad Steben

Von Reinhold Singer und
Trauer um Schach-Macher aus Bad Steben Quelle: Unbekannt

Roland Martius stirbt im Alter von 60 Jahren. Er hinterlässt ein ehrenamtliches Lebenswerk - und ein besonderes Vereinsheim.

 
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Bad Steben - Die Schachfreunde in der Region trauern um Roland Martius. Der engagierte Bad Stebener starb am Mittwoch nach schwerer Krankheit im Alter von nur 60 Jahren.

Erst im vergangenen Jahr hatte der Bezirksverband das ehrenamtliche Lebenswerk von Martius mit dem Ludwig-Schirner-Ehrenpreis gewürdigt - der höchsten Auszeichnung, die der Schachbezirk zu vergeben hat. Bei der Preisverleihung im September hatte der Geehrte noch angekündigt, sich weiter mit voller Tatkraft für den Denksport einzusetzen; die Mitglieder des Kreisverbandes Hof-Bayreuth-Kulmbach wählten ihn in den Beirat, dem er bereits vorher über mehrere Jahre angehört hatte. Doch eine schwere Krankheit hinderte ihn daran, sich weiter zu engagieren.

Roland Martius war ein echter Macher, das Herz und der Dreh- und Angelpunkt seines Vereins, der Schachfreunde Bad Steben. Mehr als drei Jahrzehnte kämpfte er am Brett und abseits davon für den kleinen, aber feinen Klub; sein Wort hatte im Kreis- und Bezirksverband Gewicht. Er brachte sich stets mit einer klaren Meinung in Diskussionen ein, stellte zahlreiche Anträge und rückte den gesunden Menschenverstand in den Vordergrund. Es lag in der Natur von Roland Martius, für die Sache zu kämpfen - dabei aber die Spielregeln einzuhalten. Dass man sich nach einer heftigen Diskussion noch in die Augen schauen konnte, war ihm wichtig. Nicht zuletzt lag Martius die Jugendarbeit sehr am Herzen.

"Für mich ist es selbstverständlich, dass ich helfe, wenn ich gebraucht werde", sagte der 60-Jährige noch kurz vor seinem Tod im Gespräch mit der Frankenpost . Und "gebraucht" wurde der passionierte Schachspieler zunächst beim Denksport und beim TSV Bad Steben, wo er sich als Fußball-Jugendleiter um die jüngsten Kicker kümmerte. Die treibende Kraft war der gelernte Fernmeldetechniker der Deutschen Post bei der Gründung der Schachfreunde Bad Steben im Jahr 1982; als langjähriger Spielleiter organisierte er unter anderem auch überregionale Turniere und Meisterschaften.

Roland Martius gehört zu den wenigen Vereinsfunktionären, die auf ihrem Privatgrundstück ihrem Verein eine Bleibe geschaffen haben. Die Vorgeschichte erzählte der Bad Stebener gerne: "Schach ist ein Denksport, dem möglichst störender Lärm ferngehalten werden muss." Dies war in den Nebenzimmern der Gaststätte "Goldener Löwe" und später im TSV-Sportheim nicht immer bei den Spielbegegnungen möglich. So bauten die nur 15 Mitglieder der Bad Stebener Schachfreunde einen größeren Raum im Dachgeschoss des Wohnhausanbaues von Roland Martius in Eigenleistung um. Martius stellte seine Privaträume kostenlos als Vereinsheim sowie Spiel- und Übungsstätte zur Verfügung.

"Dadurch erhielt unser Denksport einen Aufschwung", betonte Martius. Auch an den Volksschulen Bad Steben und Geroldsgrün entstand in den folgenden Jahren ein kleiner Schach-Boom. Helmut Bullemer leitete diese "Schnupperkurse" für die Schüler und interessierten jungen Leute, darunter die beiden inzwischen erwachsenen Töchter von Martius. Dessen 14-jähriger Sohn Johannes hat auch die Schach-Leidenschaft für sich entdeckt.

Roland Martius hatte erst im Jahr 2014 als Vorsitzender des Sportschützenvereins Lichtenberg ein weiteres Ehrenamt übernommen. Freiwilliger Einsatz fürs Gemeinwohl war für ihn schon lange selbstverständlich. Er war im Beirat von Kindergarten, Alexander-von-Humboldt-Grundschule und der Nailaer Realschule. Von 1991 an war Roland Martius als Vorsitzender der Fernsehantennengemeinschaft in einer "finanziell schwierigen Zeit" tätig. "Wir haben damals säumigen Zahlern, darunter einem Gastronomen bei der Übertragung eines Fußball-Länderspiels Anschlüsse gekappt", sagte der damalige FAG-Sanierer im Rückblick. "Aber die drastische Maßnahme hat gefruchtet, denn die Zahlungsunwilligen haben danach ihre Beiträge und Rückstände prompt bezahlt."

Vier Jahrzehnte lang war Martius auch Mitglied des SPD-Ortsvereins und organisierte in den 1970er- und 1980er-Jahren zweimal als "Ideengeber" erfolgreich den kommunalen Wahlkampf des damaligen Bürgermeisters Hellmut Nietner. "Das war eine schöne Herausforderung, die sich mir damals gestellt hatte, die dann auch erfolgreich abgeschlossen werden konnte", erinnerte sich Martius, der zu bedenken gab: "Parteipolitik ist in einem Gemeindeparlament allerdings fehl am Platz."

Für mich ist es selbstverständlich, dass ich helfe, wenn ich gebraucht werde.

Roland Martius in einem Interview

kurz vor seinem Tod

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