Wunsiedel Martini bittet Zypries um Hilfe für Lina

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Wünschen sich, dass Lina bald die Therapie-Stühle bekommt, die sie dringend braucht: Barbara Lerch, Lina mit ihrer Mutter Kathrin Bruckner, Brigitte Zypries, Horst Weidner, Heinz Martini und Hans Panzer (von links). Foto: Bessermann

Beim Besuch der früheren Bundesjustizministerin in Tröstau stehen soziale Fragen im Mittelpunkt. Der Bürgermeister legt der SPD-Politikerin das Schicksal des siebenjährigen Mädchens ans Herz.

 
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Tröstau - Wenn Bürgermeister Heinz Martini sich etwas in den Kopf gesetzt hat, gibt er nicht auf. So nutzte er am Montagnachmittag den Besuch der ehemaligen Bundesjustizministerin Brigitte Zypries in Tröstau, um auf Linas Problem aufmerksam zu machen. Wie berichtet, braucht das Mädchen, das an Gelenksteife leidet, zwei Therapie-Stühle - einen für Zuhause und einen für die Schule. Doch die DAK lehnt die Zahlung bisher ab - der Fall liegt nun beim Sozialgericht Bayreuth.

Statt der Ex-Ministerin, die wieder eine werden möchte, und die dem Kompetenz-Team des SPD-Kanzlerkandidats Peer Steinbrück angehört, einen Pack Papier über "den Fall Lina" mitzugeben, stellte Martini das Mädchen selbst vor. Kaum eingetroffen, komplimentierte der Bürgermeister den SPD-Tross in der "wahrlich heißen Wahlkampf-Phase" bei 30 Grad wieder hinaus aus dem Rathaus, damit die Justiziarin der SPD-Bundestagsfraktion auf die kleine Lina warten musste und nicht umgekehrt. Denn das kranke Kind feierte gestern siebten Geburtstag. Nach ein paar Minuten in der sengenden Sonne kam Lina dann, selbst ein kleiner Sonnenschein mit blonden Haaren, rosaroten Beinschienen und kunterbunten Stützschuhen. Martini, auch Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, überreichte Zypries die Unterlagen, alle gratulierten dem Kind und schon durften Lina und ihre Mutter Kathrin Bruckner wieder nach Hause, Geburtstag feiern.

Brigitte Zypries ebenso wie Bundestagsabgeordnete Petra Ernstberger verabschiedet Martini erst zwei Stunden später, nachdem sie ihm versprochen hatten, sich für Lina stark zu machen und Briefe an die DAK nach Hamburg zu schreiben. Doch Lina war nicht die einzige, die Heinz Martini der früheren Ministerin vorstellen wollte.

Der stellvertretende Landrat Horst Weidner war gerade mitten in den schönsten Forderungen - "wir brauchen eine Hochschule im Landkreis, um junge Leute hier zu halten", bekräftigte er angesichts der Prognosen, dass im Jahr 2030 ein Viertel aller Bürger im Fichtelgebirge über 65 Jahre alt sein werden. Daher zähle die Seniorenpolitik zu den wichtigsten Aufgaben der Kommunalpolitik: "Wenn Du wieder Ministerin bist, hoffen wir, dass du einige Schwerpunkt in unserem Landkreis setzen kannst", sagte Weidner zu Zypries, bevor Martini abermals die Diskussionsrunde im Rathaus unterbrach, weil er Mädchen, Jungen und Erzieherinnen im Kinderhaus Arche Noah nicht länger warten lassen wollte.

Dort zeige sich die Ministerin beeindruckt von der Umsetzung des Montessori-Konzepts. Martini und Pfarrerin Doris Schirmer-Henzler, Vorsitzende des Diakonischen Vereins, sprachen Probleme bei der Refinanzierung von Kindertagesstätten und Pflegediensten an, weil die vom Staat oder den Kassen gezahlten Sätze kaum ausreichten. Belastend sei zudem die ausufernde Bürokratie.

In Bezug auf die drohende Altersarmut schlug die Tröstauer Seniorenbeauftragte Barbara Lerch vor, Wohngemeinschaften für Rentner zu fördern. Das komme billiger als ein Platz im Altenheim. Zypries antwortete, Wohnbauträger könnten solche Gebäude ebenfalls errichten und vermarkten, wie Beispiele in ihrem Wahlkreis Darmstadt zeigten.

Wenn Du wieder Ministerin bist, hoffen wir, dass du einige Schwerpunkt in unserem Landkreis setzen kannst

Stellvertretender Landrat Horst Weidner zu Brigitte Zypries


Führerschein mit 57

"Man kann ja für keinen Blödsinn zu alt sein": Mit diesen Worten gratulierte Heinz Martini seiner Parteifreundin, Bundestagsabgeordneter Petra Ernstberger. Die 57-Jährige erschien nach bestandener Motorrad-Führerschein-Prüfung verspätet und verschwitzt, aber glücklich im Tröstauer Rathaus: Warnungen ihrer Genossen vor Gefahren durch gewölbte Straßen bei Hitze leistete sie jedoch prompt Folge und brachte Brigitte Zypries nach dem Termin nicht auf zwei, sondern auf vier Rädern zum Marktredwitzer Bahnhof.


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