Wunsiedel - Wenn die Wunsiedler im kommenden Jahr den 250. Geburtstag ihres berühmten Dichtersohnes Jean Paul feiern, wird die Stadt in Apricot-Orange erblühen. Der Fuchsmühler Gärtnermeister Hans-Joachim Schinner hat im Auftrag der Festspielstadt eine Jean-Paul-Rose gezüchtet. Die ersten Ergebnisse präsentierte Schinner am Dienstag der dritten Bürgermeisterin Margit Widenmayer und Stadtförster Hubert Steinberger. Beide waren mit dem Ergebnis hoch zufrieden.

Im kommenden Jahr werden 500 Rosenstöcke Farbe ins Stadtgebiet bringen. Ebenso viele sollen in den Gärten der Bürger für Freude sorgen. Schon heute würden Jean-Paul-Rosen vorbestellt, sagt Stadtförster Steinberger. Der prominenteste Interessent ist Hartmut Koschyk, Bundestagsabgeordneter in Bayreuth und Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium.

Das Züchten von Rosen ist eine komplexe Angelegenheit. Hans-Joachim Schinner gab daher einige Einblicke, wie die Jean-Paul-Rose entstanden ist. "Wir wollten Blüten in der Farbmischung Apricot-Orange. Dieser Wunsch und der nach sattgrünem Laub waren ausschlaggebend für die Wahl der Eltern." Schinner entschied sich für eine Goldelse als Mutter- und eine gelbe Nummernsorten-Edelrose als Vaterpflanze. Beide Rosen kreuzte er und erntete im Jahr darauf die Samen. "Von den mehr als 1000 Körnchen habe ich die besten selektiert, um die Sorte genau einzugrenzen." Aus den Samen, die dem Ergebnis am nächsten kamen, zog er wieder Pflänzchen, bis irgendwann der Prototyp im Topf erblühte.

Die Wunsiedler Jean-Paul-Rose wächst im ersten Flor (der ersten Blütenperiode im Jahr) auf bis zu 60 und im zweiten auf 80 Zentimeter Höhe. Das kräftige Wachstum hat die Jean-Paul-Rose von der Vater-Pflanze geerbt, die wahrscheinlich gute Frostunempfindlichkeit (hier gibt es noch keine Erfahrungen) von der Goldelse, der für gewöhnlich auch strenge Winter nichts anhaben können. Das Farbspektrum der Blüte ändert sich im Laufe der Wachstumsperiode von einem beinahe dunkelroten in einen apricot-orangen Ton. Sie verblüht mit einem Blaustich in den Blättern.

Zwei kleine Nachteile müssen die Freunde der Neuzüchtung in kauf nehmen: Sie duftet nur schwach, dafür aber sehr mild, und sie trägt ein dichtes Dornenkleid. "Das ist gar nicht mal so schlecht, beugt es doch der Gefahr vor, dass sich zu viele Menschen einen kostenlosen Rosenstrauß abschneiden", kommentierte dies Margit Widenmayer.

Wenn es nach der dritten Bürgermeisterin und dem Stadtförster geht, werden im kommenden Sommer an vielen Plätzen Jean-Paul-Rosen erblühen. "Natürlich am Jean-Paul-Platz, wahrscheinlich auch entlang des Wunsiedler Jean-Paul-Rundwegs." Pflanzkübel mit dem edlen Gewächs sollen auch die vielen Veranstaltungen schmücken, die 2013 zu Ehren von Jean-Paul stattfinden werden. "Schließlich benötigen wir immer schöne Geschenke für Gäste der Stadt. Auch hierfür eignet sich die Rose", sagt Margit Widenmayer.

Mittlerweile haben auch die Vertreter der übrigen Jean-Paul-Orte Hof, Bayreuth und Joditz Interesse an der Rose bekundet. Apricot-Orange könnte laut der dritten Bürgermeisterin alle Jean-Paul-Stätten auch farblich in Oberfranken verbinden. "Ich hätte jedenfalls nichts dageben."

Wer die Jean-Paul-Rose schon mal sehen möchte, hat am Wochenende beim Rosenfestival in Marktredwitz Gelegenheit dazu. Hans-Joachim Schinner wird bei der Blumenschau im Auenpark an einem Stand die Wunsiedler Rose präsentieren.

Das beugt der Gefahr vor, dass sich zu viele einen kostenlosen Rosenstrauch abschneiden.

Margit Widenmayer über die relativ vielen Stacheln der Jean-Paul-Rose


Jahr im Zeichen des großen Sohnes der Stadt

Mit einer Reihe von Veranstaltungen begeht die Stadt Wunsiedel kommendes Jahr den 250. Geburtstag des im heutigen evangelischen Gemeindehaus geborenen Jean Paul. Wie dritte Bürgermeisterin Margit Widenmayer berichtet, plant die Jean-Paul-Projektgruppe, in der Stadträte und andere Bürger vertreten sind, Konzerte, Lesungen, Führungen und Schulaktionen. Auch ein Lichtprojekt wird es vermutlich geben. Und die Damentheatergruppe Göpfersgrün wird sich in einem Stück der Beziehung Jean Pauls zu den Frauen widmen. Im evangelischen Gemeindehaus soll ein authentisches Zimmer einen Einblick in das Leben zur Zeit Jean-Pauls geben. Ein ähnliches Ziel wird die Jean-Paul-Ausstellung im Fichtelgebirgsmuseum haben. Schließlich will sich auch Intendant Michael Lerchenberg dem Dichter widmen.