Fulltime-Job im Ruhestand Rentner mit 40-Stunden-Woche

15 Jahre ihres Ruhestands haben Elsa und Edgar Richter mit Liebe in die Tafel gesteckt. Foto: /Peggy Biczysko

Nach dem Arbeitsleben wieder mittenrein: Edgar und Elsa Richter stecken 15 Jahre viel Zeit in die Tafel. Jetzt verlangt die Gesundheit ihren Rückzug.

 
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Marktredwitz - „Mir ging es in erster Linie um die Lebensmittelverschwendung.“ Elsa Richter blickt 15 Jahre zurück. Ihre Wurzeln hat die Tafel in der Frauenunion, wo die 75-Jährige stellvertretende Vorsitzende ist. „Da waren etliche Frauen, die mit an einem Strang zogen“, erzählt sie. Doch auch die sind mit der Tafel und mit deren Vorsitzender Elsa Richter in die Jahre gekommen.

Zeit, aufzuhören

Jetzt wird es Zeit für uns, aufzuhören“, sagt sie und blickt hinüber zu ihrem Mann, der mit ihr Woche für Woche um die 40 Stunden für die Tafel und die Bedürftigen im Einsatz ist. „Das ist ein echter Fulltime-Job. Aber schuld sind wir auch ein bisschen selbst“, gesteht die Vorsitzende. „Wir haben einfach zu wenig delegiert, Aufgaben übernommen, die wir auch auf mehrere Schultern hätten verteilen können.“ Dass ihr Mann im Ruhestand wieder in die Arbeit eingetaucht ist, rührt daher, dass er als einstiger Werksleiter des Milchhofs in Sachen Organisation und Hygiene kein Neuling war.

Nur ein paar Tage Urlaub

In den vergangenen 15 Jahren hat das rührige Ehepaar im Jahr nicht mehr als ein paar Tage Urlaub gemacht – und das in seinem Ruhestand. „Ich bin jetzt 75, Edgar wird nächstes Jahr 80. Da fehlt schon manchmal die Kraft.“ Einzig am Wochenende gönnen sich die beiden eine Auszeit. Sind aber in Gedanken längst bei den Firmen, die ihnen zuweilen spontan einen großen Schwung Lebensmittel anbieten. „Die müssen halt dann sofort geholt werden“, sagt Edgar Richter. So wurden auch die Arzttermine der beiden immer nach der Tafel ausgerichtet.

56 Jahre verheiratet

Doch trotz des Stresses unterstreicht das Duo, das seit 56 Jahren verheiratet ist: „Die Aufgabe war für uns beide immer erfüllend. Uns geht es gut, vielen leider nicht. Und es ist immer schön gewesen, einen Beitrag dazu zu leisten, dass es ihnen ein bisschen besser geht. Obendrein haben wir viel Dankbarkeit erfahren“, sagt Elsa Richter.

Ab nach Griechenland

Für die Vorsitzende und ihren Mann, der eigentlich nur Beisitzer des Tafel-Vereins ist, aber der ebenso viel Elan in die gute Sache steckt wie seine Frau, soll es jetzt in ruhigeres Fahrwasser gehen. „Vielleicht können wir unsere Söhne – 50 und 55 Jahre alt – , die beide in Nürnberg leben, jetzt öfter sehen.“ Eine Kreuzfahrt brauchen die Richters nicht. „Aber mal wieder nach Griechenland – das wäre wirklich schön.“

Wer noch übrig bleibt
15 Jahre nach der Gründung stellt Elsa Richter ihr Amt als Vorsitzende zur Verfügung. Ebenso Stellvertreterin Renate Leetz. Doch fand sich bei der Wahl niemand, der den Job übernehmen möchte. Die Stellen sind vakant, Elsa Richter bleibt noch kommissarisch Vorsitzende bis zur nächsten außerordentlichen Versammlung, wo ein zweiter Anlauf genommen werden soll. „Das sollte auf jeden Fall vor Weihnachten der Fall sein.“ Wieder gewählt wurden Ingrid Borchert als Kassiererin und Ilse Fuchs als Schriftführerin. Auch Renate Dengler und Renate Melzner bleiben als Rechnungsführerinnen im Amt. Ein hoch motiviertes Team, das hinter den Mitgliedern des Vorstands steht, wie Elsa Richter versichert, erleichtere den Einstieg in die Arbeit. „Erforderlich sind hohe soziale Kompetenz, Einfühlungsvermögen, pädagogische Fähigkeiten und Organisationstalent. Aber diese Beschäftigung, nämlich Menschen in schwieriger Lebenslage zu helfen und dafür Dankbarkeit zu erfahren, schafft auch Befriedigung.“ Wer Interesse am Vorsitz hat oder gern mitarbeiten möchte, meldet sich unter 09231/82597 bei Elsa Richter.

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