Der Pegel des Gardasees sinkt, Rom kocht, in Norditalien kommt es zu verheerenden Überschwemmungen mit Erdrutschen. Ist das noch das Land, in dem die Zitronen blühen? Der Sehnsuchtsort der Deutschen? Laut Statistik hat sich daran nichts geändert. 2022 war Italien wieder eines der liebsten Urlaubsziele. Daten der European Travel Commission zeigten hingegen, dass die Zahl der Menschen, die von Juni bis November nach Südeuropa reisen möchten, im Vergleich zum Vorjahr, als Hitze zu Dürren und Waldbränden führte, schon um zehn Prozent gesunken sei.
Massentourismus als Mitverursacher
Elisabeth Sommerlad hält Lauterbachs Einschätzung durchaus für realistisch, nicht nur Italien betreffend. Das größte Problem sei allerdings nicht, ob die Mittelmeerländer in den Sommermonaten noch attraktive Reiseziele seien, sagt die Vertretungsprofessorin für Freizeit- und Tourismusgeografie an der Uni Trier. Wenn in der Zukunft im Juli und August niemand mehr Urlaub in Italien machen könne, sei die viel wichtigere Frage: „Ist diese Region überhaupt noch bewohnbar?“ Wichtig sei auf jeden Fall eines: „Wir müssen Tourismus anders denken.“ Der Massentourismus, der sich in den vergangenen Jahrzehnten etabliert hat, habe keine Zukunft. Die Art, wie wir reisen, sei Mitverursacher der Klimakrise.
Bisher sei zu beobachten, sagt Sommerlad, dass sowohl Touristen als auch Tourismusregionen „an Wegen festhalten, die bisher gut funktioniert haben“. Das stelle sie kritisch infrage. Ende vergangenen Jahres hatte das italienische Umweltministerium allerdings gewarnt: Sollte die Durchschnittstemperatur um zwei Grad ansteigen, könnten rund 15 Prozent weniger ausländische Touristen nach Italien kommen. Das wäre eine Einbuße von rund 17 Milliarden Euro. Sollte die Durchschnittstemperatur um vier Grad ansteigen, drohten gar Einbußen von 52 Milliarden Euro.