Kulmbach Trübe Aussichten auf der Burg

Stefan Linß

Die Besuchszahlen für die Museen auf der Plassenburg stürzen ab. Obwohl sich der Tourismus erholt hat,kann das Kulmbacher Wahrzeichen davon nicht profitieren.

 
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Kulmbach - Der herausragendste Ort der Stadt erreicht einen neuen Tiefpunkt. Nur 8106 zahlende Gäste haben im zurückliegenden Jahr die beiden städtischen Museen auf der Plassenburg besucht. Noch ein bisschen ruhiger als im Zinnfiguren – und im Landschaftsmuseum war es nebenan bei den staatlichen Sammlungen der Schlösserverwaltung: Das Hohenzollern-Museum und das preußische Armeemuseum schauten sich insgesamt gerade einmal 6592 Besucher an. Das ergibt für alle vier Museen eine Gesamtbesuchszahl von 14698 – ein neuer Negativrekord. Die Plassenburg-Museen waren somit im zweiten Jahr der Corona-Pandemie noch weniger frequentiert als 2020. Damals besuchten insgesamt 16393 zahlende Gäste die Ausstellungen und Sammlungen. Der jüngste Rückgang beträgt 10,3 Prozent. Verglichen mit 2019 liegt das aktuelle Minus bei 43,8 Prozent.

Gewaltiger Einbruch: Im Vergleich zu den Jahren vor der Krise ist der Einbruch also gewaltig. Nach Auskunft der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen lagen die Besuchszahlen für alle vier Plassenburg-Museen in den Jahren 2015 bis 2018 jeweils bei gut 25000. Im letzten Jahr vor der Krise, 2019, hat es einen Zuwachs auf 26130 gegeben.

Corona war für alle Kultureinrichtungen ein tiefer Einschnitt. Von der bayernweiten Entwicklung kann sich die Plassenburg nicht abkoppeln. Die Gesamtgästezahl in den Sehenswürdigkeiten der Bayerischen Schlösser-, Gärten- und Seen-Verwaltung lag im Jahr 2021 bei rund 1,2 Millionen.

Im Vorjahr waren es noch 1,4 Millionen. Alle Einrichtungen mussten beginnend am 2. November 2020 wegen der Covid-19-Pandemie schließen. Erst vom 10. Mai 2021 an durften entsprechend der lokalen Inzidenzlage nach und nach auch die Burgen und Schlösser wieder öffnen.

Monatelang geschlossen: Die Stadt Kulmbach nennt als Grund für den jüngsten Rückgang der Besuchszahlen in erster Linie die Corona-Pandemie. Pressesprecher Jonas Gleich erinnert daran, dass aufgrund der gesetzlichen Regelungen zum Infektionsschutz die Museen über viele Wochen und Monate geschlossen bleiben mussten. „Schon im Jahr 2020 waren die Museen rund vier Monate geschlossen, im Jahr 2021 waren die Museen noch einmal knapp fünf Monate geschlossen“, sagt Gleich. „In diesen Zeiten gab es faktisch null Besucher.“ Hinzu komme, dass viele Menschen auch nach der Öffnung verunsichert waren, welche Regelungen gelten und welche Voraussetzungen für einen Besuch nötig sind. Deshalb haben sie sich dann oft gegen einen Besuch entschieden.

Darüber hinaus haben die Zugangsbeschränkungen mit der zeitweisen 2G-plus-Regel dazu geführt, dass ein Besuch der Museen nicht für alle möglich war. „Wer nicht geimpft war oder keinen extra Test machen wollte, konnte die Museen auch nicht betreten“, sagt der Sprecher. „Auch das hat sicherlich den ein oder anderen zusätzlich abgeschreckt, die Museen zu besuchen.“

Deutliches Plus im Tourismus: Als Reiseziel ist Kulmbach zuletzt wieder sehr beliebt gewesen. In der Tourismusbranche ging es 2021 rapide aufwärts, unsere Zeitung berichtete. Kulmbach Stadt und Land übertraf bei den Übernachtungszahlen als oberfränkischer Spitzenreiter alle seine Nachbarn deutlich.

Seit jeher steht bei Einheimischen und Gästen auch die Plassenburg hoch im Kurs. Die Vergangenheit hat durchaus gezeigt, dass Interessierte gerne das Kulmbacher Wahrzeichen erklimmen, vom Rondell die Fernsicht genießen und die Wege rund um das Gemäuer erkunden. Doch um zu wissen, wie viele Menschen wirklich die Plassenburg besuchen, dient nur die Zahl der verkauften Eintrittstickets in den staatlichen und städtischen Museen.

Pressesprecher Jonas Gleich weist darauf hin, dass die gestiegenen Tourismuszahlen nicht zwangsläufig der Plassenburg ein Plus bescheren. Die Menschen, die in Kulmbach ihren Urlaub verbracht haben, werden nicht automatisch Gäste in den Museen. „Insbesondere das Angebot unserer Wander- und Fahrradwege wurde sehr gut angenommen.“ Wer im Raum Kulmbach einen Aktivurlaub verbringen möchte, der betätige sich vermehrt sportlich und besuche eher seltener Museen oder andere Kultur- und Bildungseinrichtungen. Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) denkt an die Gesamtentwicklung vor, während und nach der Pandemie: „Wir konnten beobachten, dass die Besucherzahl der städtischen Museen vor Corona stabil geblieben ist oder stellenweise sogar langsam anstieg. Und mit unserer neuen Museumsleiterin stehen nun auch die Türen offen für neue Projekte und Maßnahmen, die eine zusätzliche Attraktivierung unserer Museen versprechen.“

Von 56000 auf 14698 gesunken: Wie es gelingen kann, das Wahrzeichen attraktiver zu machen, darüber wird in Kulmbach seit Jahrzehnten diskutiert. Ziemlich einig sind sich alle darin, dass die Museen noch weit davon entfernt sind, ihr Potenzial vollends abzurufen. Der Rückgang bei den verkauften Eintrittskarten spricht eine deutliche Sprache. Die jüngste Gesamtbesuchszahl von 14698 im Jahr 2021 steht am Ende einer Abwärtsentwicklung. Ein besonders großes Minus erlebte die Plassenburg von 2006 auf 2007. Damals sank die Besuchszahl von rund 56000 auf 36000. Von solchen Werten sind die Museen heute weiter entfernt denn je.

Die Schlösserverwaltung in München hat bei der Vorstellung der Jahresbilanz für 2021 darauf hingewiesen, dass vielerorts wichtige Restaurierungs- und Sanierungsprojekte erfolgreich abgeschlossen worden sind. Auch im Jahr 2020 ist die Zeit der coronabedingten Schließungen für die Instandhaltung der Kulturschätze genutzt worden. Es habe sich gezeigt, dass die Anlagen für die Menschen gerade in Pandemiezeiten beliebte Erholungsorte sind.

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