Stadtsteinach - Ein Drohkulisse ohnegleichen: Vor und in der Kroll-Oper in Berlin haben sich bewaffnete SA- und SS-Männer postiert. Das Gebäude in der Nähe des Brandenburger Tors dient nach dem Reichstagsbrand als Parlamentssitz. Die SPD-Abgeordneten, die auf dem Weg zu ihren Sitzen sind, werden von den SS- und SA-Leuten angerempelt und angepöbelt. Hinter dem Rednerpult ist ein riesige Hakenkreuzfahne angebracht. Hitler, im Braunhemd, heizt 50 Minuten die Stimmung an. Danach grölen seine Anhänger das Horst-Wessel-Lied. Das Zentrum, die katholische Partei, ist im Vorfeld vor Hitler in die Knie gegangen. Die Kommunisten hat man ins Konzentrationslager gebracht. Einzig die SPD-Abgeordneten bieten Hitler die Stirn. Mutig spricht ihr Vorsitzender Otto Wels in das Hohngelächter und die Sprechchöre der Nazis hinein: "Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Freiheit nicht." 441 Reichstagsmitglieder stimmen am 23. März 1933 dem Ermächtigungsgesetz zu. Die 94 SPD-Abgeordneten stimmen geschlossen dagegen. Einer davon: der Stadtsteinacher Michael Schnabrich.