Landesentwicklung Neuer Schwung für Entwicklung

Jürgen Umlauft
Die Ausweisung von Gewerbeflächen alleine schafft keine gleichwertigen Lebensverhältnisse in Bayern. Dazu braucht es auch ein runderneuertes Landesentwicklungsprogramm. Foto: dpa/Jens Wolf

Für die Bewältigung des Klimawandels und die Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen in Stadt und Land sind grundlegende Reformen nötig. Dabei geht es um klare Ziele.

 
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München/Bayreuth - Die Landesentwicklung in Bayern sollte auf ein neues Fundament gestellt werden. Das fordert die vom Bayreuther Raumordnungsprofessor Manfred Miosga geleitete Initiative „Wege zu einem besseren LEP. Dazu müsse das bayerische Landesentwicklungsprogramm (LEP) grundlegend überarbeitet werden, erklärte der Wissenschaftler am Mittwoch in München. Vor allem wegen der Herausforderung des Klimawandels und des Strebens nach einer gleichwertigen Entwicklung städtischer und ländlicher Räume sei eine bloße Fortschreibung nicht ausreichend. „Das Gehen in den alten Pfaden greift zu kurz“, sagte der Präsident der Akademie Ländlicher Raum im Münchner Presseclub. Das LEP brauche klare und verbindliche Zielsetzungen, die auch die Interessen der jungen Generation berücksichtige.

Miosga sprach von „tiefen Einschnitten und Veränderungsprozessen“. Außer im LEP müsse das auch in der notwendig gewordenen Novelle des bayerischen Klimaschutzgesetzes deutlich werden. „Die Klimakrise und der Verlust an Artenvielfalt nehmen zunehmend bedrohliche Ausmaße an, weshalb wir endlich auch in Bayern beherzt gegensteuern müssen“, erklärte er. Nötig sei eine „übergreifende Strategie und eine Idee, wie wir in Zukunft nachhaltig und gut leben können“. Deshalb fordere die Initiative einen „Neustart beim LEP“. Dieses müsse verbindlicher, reaktionsfähiger und lösungsorientierter werden und Bürger stärker einbeziehen.

Auf dem Verkehrssektor regt die Initiative landesplanerische Vorgaben für eine „rasche Abkehr von der Dominanz der Pkw-basierten Mobilität“ an. Zudem müsse Wohnen und Arbeiten näher zueinander gebracht werden, um Pendlerströme zu reduzieren. Außerdem soll die Digitalisierung das Arbeiten zu Hause erleichtern und damit das Wohnen im ländlichen Raum attraktiver machen. In der Landwirtschaft fordert die Initiative mehr Öko-Landbau und eine „stärker pflanzenbasierte Ernährungsweise“ aus überwiegend heimischer Produktion. Beim Bau sollte auf nachwachsende Rohstoffe gesetzt werden. Zudem müsse das LEP bei der Flächennutzung stärker auf die Produktion erneuerbarer Energien ausgerichtet werden.

„Das Landesentwicklungsprogramm ist das richtige Instrument, um ressortübergreifend die Flächenkonkurrenz zugunsten des Klimaschutzes zu gestalten“, sagte auch Stephan Reiß-Schmidt von der Landesgruppe Bayern der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung. „Deshalb müssen für verschiedene Sektoren verbindliche Ziele festgelegt werden.“ Für die anstehende Novellierung des bayerischen Klimaschutzgesetzes forderte Reiß-Schmidt eine verbindliche Raumordnungsklausel mit konkreten Aufträgen an das Landesentwicklungsprogramm. Die Anhörung zu dessen Fortschreibung beginnt demnächst, es geht vor allem um Klimawandel, Digitalisierung, gleichwertige Lebensverhältnisse und räumliche Gerechtigkeit.

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