Die Forschenden, die ihre Ergebnisse im Fachjournal „Stem Cell Reports“ veröffentlichten, untersuchten Mäuse, die ein mutiertes menschliches Amyloid-Vorläuferprotein (APP) tragen. Sie entnahmen ihnen Knochenmarkzellen und transplantierten diese in Wildtyp-Mäuse oder Mäuse, die gar kein APP-Gen haben. Die Empfängertiere zeigten laut der Studie innerhalb von sechs bis neun Monaten Merkmale von Alzheimer, etwa kognitive Beeinträchtigungen. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass eine Stammzelltransplantation Krankheiten des zentralen Nervensystems auf gesunde Empfänger übertragen kann. Eine Ansicht, der viele andere Wissenschaftler widersprechen.
Alzheimer-Symptome
- Zunächst nur gestörtes Kurzzeitgedächtnis
- Beeinträchtigte Merkfähigkeit
- Sprach- und Konzentrationsschwierigkeiten
- Verringertes Auffassungs- und Denkvermögen
- Mangelnde Orientierung bzw. räumliches Sehen
- Gestörte Motorik (Knöpfe etc.)
- Gleichgewichtsstörungen
- Halluzinationen (eingebildete Dinge, die nie passiert sind)
- Persönlichkeitsveränderungen
- Frustrationen und Aggressivität
- Verlust Langzeitgedächtnis
- Keine Erinnerung mehr an enge Verwandte und Freunde
- Neuer Alzheimer-Test per Smartphone (Link)
Knochenmark und Alzheimer-Forschung
„Prinzipiell ist das Mausmodell in der Studie solide gemacht“, lautet die Einschätzung von Thomas Schroeder, Bereichsleiter der Stammzelltransplantation in der Klinik für Hämatologie und Stammzelltransplantation am Westdeutschen Tumorzentrum am Universitätsklinikum Essen. Das Paper sei letztlich für die weitere Alzheimerforschung interessant, da es zeige, dass „nicht nur Hirn-interne Prozesse bei der Krankheit eine Rolle spielen, sondern dass auch von extern in das Hirn eingebrachte Faktoren die Entstehung von Alzheimer begünstigen können“.
Für die Stammzelltransplantation spiele diese Beobachtung allerdings eher keine Rolle. Schon allein deshalb, weil die familiäre Form des Alzheimers extrem selten sei – und daher für den Alltag der Knochenmarks-Transplantation eher irrelevant. „Die Forderung der Autoren und Autorinnen, dass Spenderproben vor Gewebe-, Organ- oder Stammzelltransplantationen sowie vor Bluttransfusionen mittels Genomsequenzierung untersucht werden sollten halte ich daher für nicht angebracht“, so Schroeder. Im Gegenteil: „Solche aus meiner Sicht nicht aus der Studie ableitbare Forderungen könnten dazu führen, dass Spender abschreckt und Empfänger von lebenswichtigen Therapien verunsichert werden.“
Auch Tara Spires-Jones vom britischen Dementia Research Institute kritisierte, dass die Studie auf einen einzigen Versuch an einer sehr kleinen Zahl von Mäusen basiere: „Die Schlussfolgerung, die Mäuse hätten Alzheimer entwickelt, wird durch diese Daten nicht belegt“, so die Wissenschaftlerin.