Neuer Verein Rat und Hilfe für 20.000 Diabetiker

Wer Diabetes hat, muss seinen Blutzucker sehr oft kontrollieren, denn zu hohe Werte schädigen seine Augen, die Nieren, das Herz-Kreislauf-System und die Nerven. Foto: dpa//Jens Kalaene

Im Fichtelgebirge gibt es jetzt einen neuen Verein. Er unterstützt Betroffene im Alltag dabei, mit der Zuckerkrankheit klarzukommen. Denn diese unheilbare Stoffwechselkrankheit ist eine immense Herausforderung für die Patienten.

 
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Jeder Zehnte wird im Lauf seines Lebens zuckerkrank. Er bekommt Diabetes Typ II. Viele entdecken das aber erst, wenn die Stoffwechselstörung schon großen Schaden im Körper des Betroffenen angerichtet hat – oft erst nach vielen Jahren. Andere wissen es, sind aber mit dem Management dieser Krankheit überfordert, denn wer seinen Diabetes im Griff haben möchte, kann nicht nur einmal am Tag eine Tablette schlucken, und das war es dann. Nein, er muss sein ganzes Leben neu ausrichten.

Auf Augenhöhe erreichen

Einer, der das ganz genau weiß, ist Klaus Fiedler aus Röslau. Der Diabetiker engagiert sich seit 20 Jahren in der Diabetes-Selbsthilfe im Fichtelgebirge. Bis jetzt gab es in der Region aber nur Selbsthilfegruppen, die sich nun entschlossen haben, einen Verein zu gründen: die Diabetiker-Selbsthilfe Hochfranken-Fichtelgebirge.

Diabetes ist eine stille Volkskrankheit. In Deutschland leben etwa etwa 8,5 Millionen Zuckerkranke. „In den Landkreisen Wunsiedel und Hof gibt es rund 20.000 Diabetiker, etwa 3000 von ihnen wissen gar nichts davon“, beschreibt Fiedler die Lage. Denn ein Diabetes Typ II entwickle sich meist langsam über viele Jahre, bis es dem Betroffenen so schlecht geht, dass er sich gründlich untersuchen lässt.

Mit dem Angebot des Vereins verfolgt Fiedler drei Ziele: Er möchte Menschen, die in einer Vorstufe des Diabetes sind, rechtzeitig auf Augenhöhe erreichen, er will Erkrankte unterstützen und informieren. Warum engagiert sich der Röslauer so stark für diese chronisch Kranken?

Nur wenig Gesundheitskompetenz

Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt er: „Trotz Kenntnis von meiner erblich bedingten Diabetes-Gefährdung und regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Arzt wurde mein Diabetes um viele Jahre zu spät entdeckt. Zu spät! Erst über die Selbsthilfe hab ich Informationen dazu bekommen. Leider waren Folgeerkrankungen bereits eingetreten. Wenn man rechtzeitig handelt, kann in den meisten Fällen der Diabetes zumindest hinausgeschoben werden. Darüber möchten ich und wir aufklären, informieren und beraten.“

Leider sei die Gesundheitskompetenz in Deutschland ausgesprochen schlecht. Nur wenige wüssten über die eigene chronische Erkrankung ausreichend Bescheid.

So sind zum Beispiel Diabetes Typ II und Diabetes Typ I grundverschiedene Erkrankungen. Bei Diabetikern Typ I verliert die Bauspeicheldrüse, in der Regel durch eine Autoimmunreaktion, ihre Fähigkeit, Insulin zu produzieren. Das passiert oft schon im Kindes- oder frühem Erwachsenenalter. Diese Menschen müssen ihr ganzes Leben Insulin spritzen; ohne Insulin würden sie in wenigen Wochen sterben. Sonst benötigen diese Diabetiker keine Medikamente.

Selbsthilfe für jeden zugänglich

Diabetiker des Typ II sind in der Regel älter, ihr Körper produziert weiter Insulin, doch aus verschiedenen Gründen kann der Körper das Hormon nicht so für den Stoffwechsel nutzen, wie bei einem Gesunden. Mithilfe verschiedener Medikamente, von Bewegung und einer überlegten Ernährung ist es aber möglich, den Zuckerwert im Blut annähernd im Normbereich zu halten. Zusätzliches Insulin brauchen nur wenige dieser Diabetiker.

Im neuen Verein gibt es so auch unterschiedliche Gruppen für Typ I- oder Typ II- Diabetiker. Wobei 95 Prozent der Diabetiker zum Typ II gezählt werden, nur fünf Prozent sind Typ-I-Diabetiker. Denn nicht alles mag oder kann man, in der ärztlichen Sprechstunde oder einer Diabetikerschulung besprechen. „Die Selbsthilfe, neben der ambulanten, stationären und staatlichen Versorgung als vierte Säule des Gesundheitssystems bezeichnet, muss niedrigschwellig und bedingungslos zugänglich sein“, betont Klaus Fiedler.


Selbsthilfegruppen für Typ-I- und Typ-II-Diabetiker

Wer ist Ansprechpartner? 
Edwin Wunschel (Röslau), Stefan Specht (Selb), Heinz Vogtmann (Selb), Vera und Günther Schelter (Kirchenlamitz), Ruth Fisch (Schönwald), Monika Opitz und Hartmut Burau(beide Rehau), Yüsra Frohring (Selb), Renate Wächter (Selb), Gudrun Pollak (Wunsiedel), Christa Roßner (Wunsiedel), Sabine Müller (Selb), Klaus Popp (Tröstau), Erika Wetzel (Rehau ) Jürgen Lang, Nicole Lang Röslau und Gerd Rabenbauer (Röslau) sowie und Vorsitzender Klaus Fiedler (Röslau)

Kontakt: 
Diabetiker-Selbsthilfe, Hochfranken-Fichtelgebirge, Telefonnummer 09238/9909820, Faxnummer 09238/9909821E-Mail: diabetiker-sh-hf@t-online.de

Was gibt es für Angebote? 
An einigen Orten im Landkreis Wunsiedel und Hof finden regelmäßige Treffen statt. Dort können sich Betroffene mit anderen Austauschen, außerdem werden Experten eingeladen, die Vorträge über verschiedene Themen halten.

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