Auf der Biofach-Messe musste man im Sommer dagegen lange nach veganen Fischalternativen suchen. „Mit Bio-Zertifizierung gibt es fast noch nichts“, sagt Branchenkenner Liebenberg. Das liege daran, dass im Bio-Bereich die Hürden deutlich höher für solche Produkte seien, weil weniger Zusatzstoffe verwendet werden dürften. „Viele wollen Fisch essen, weil es gesund ist“, sagt Liebenberg. „Diese Vorteile müssen auch die Ersatzprodukte mit sich bringen.“ Sprich: Es müssten Vitamine, Mineralien und andere Nährstoffe hinzugefügt werden.
„Wir machen keine Produkte für Veganer“
Treiber für Innovationen in dem Segment seien vor allem Start-ups, sagt Liebenberg. Eins davon ist das belgische Unternehmen Veggiebel, das unter anderem eine vegane Fischbouillon entwickelt hat. „Wir nutzen verschiedene Meeresalgen, um den Geruch und Geschmack von Fisch zu erzeugen“, sagt Gründer Pascal Depuydt. Dazu kommen 16 Gewürze - mehr will er nicht verraten.
Doch welche vegan lebenden Menschen essen eigentlich pflanzliche Fischbouillon, also ein Imitat dessen, auf das sie bewusst verzichten? „Wir machen keine Produkte für Veganer“, erläutert Depuydt. „Unser Ziel ist es, Menschen zu überzeugen, sich mehr vegan zu ernähren.“
Ähnlich formuliert es Iglo: Man habe mit den veganen Varianten beliebter Gerichte von Anfang an die Flexitarier, also Menschen, die ab und zu bewusst auf Fleisch und Fisch verzichteten, ansprechen wollen, sagt Sprecher Jansen. „Damit werden die Menschen in ihren bekannten Essgewohnheiten abgeholt und die Einstiegshürde für etwas Neues auf dem Teller reduziert.“
Der Trend wird auch kritisch hinterfragt
Fisch jedenfalls sollte nach Ansicht der Umweltschutzorganisation Greenpeace nicht mehr so oft auf den Teller kommen. „Fisch sollte etwas Besonderes sein - wie der Sonntagsbraten, den man nur selten isst“, sagt Experte Till Seidensticker. „Wenn pflanzliche Alternativen dazu führen, dass Leute weniger Fleisch und Fisch essen, ist das ein guter Weg.“
Die Menschen in Deutschland essen nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung allerdings jetzt schon weniger Fisch als empfohlen. „Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit sind ein bis zwei Portionen pro Woche akzeptabel“, sagt die Ökotrophologin Astrid Donalies. Kritisch sieht sie, dass die veganen Alternativen oft stark verarbeitet seien und mitunter Zusatzstoffe für Farbe, Aroma, Geschmack, Konservierung oder Säureregulierung enthielten, aber meist nicht so wertvolle Nährstoffe wie Fisch.
„Es irgendwie en vogue, pflanzliche Alternativen für Fisch zu finden. Aber das ist nicht immer logisch“, meint Matthias Keller vom Fisch-Informationszentrum in Hamburg, dem zentralen Marketingorgan der Fischwirtschaft. „Der Großteil der Fische auf dem deutschen Markt stammt aus nachhaltiger Fischerei, die zudem noch zertifiziert ist.“ Fisch aus Wildfang habe außerdem eine sehr gute Klimabilanz. Bei pflanzlichen Alternativen, die extra produziert werden müssten, sei das zu hinterfragen.