Hof Weitergeben statt wegschmeißen

Manfred Köhler
Allerlei brauchbare Dinge, die neue Besitzer suchen, finden sich in der Hofer Altstadt. Foto: Köhler Quelle: Unbekannt

All zu oft landen brauchbare Dinge im Müll. Dem setzt das Geschäft Zigarren-Wagner etwas entgehen. Über das Gefühl des Nehmens und Gebens.

 
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Hof - Wer sich von einst geliebten Dingen trennen will, muss nicht mehr zwingend den Wertstoffhof ansteuern: Beim Zigarren-Wagner in der Hofer Altstadt steht seit Kurzem eine "Give-Box", auch Tauschbox genannt, in der man alles ablegen kann, was anderen vielleicht noch eine Freude macht. Umgekehrt kann sich jeder kostenlos bedienen und mitnehmen, was er mag. Die Give-Box ist Teil des Projektes Klima-Handeln des Bundes Naturschutz BN Kreisgruppe Hof (siehe Info-Kasten). Markus Wagner, Inhaber der Firma Zigarren-Wagner, hat die Fläche vor seinem Geschäft dafür zur Verfügung gestellt, weil er mit der Give-Box ein Zeichen gegen Verschwendung setzen will: "Vieles, das man selbst nicht mehr braucht, ist oft noch zu schade zum Wegschmeißen." Umgekehrt möchte er durch die Tauschbox weniger gut betuchten Hofern eine Anlaufstelle bieten, an der man sich kostenlos mit nützlichen Dingen versorgen kann.

Die Serie

Was ist mein persönliches Ding in Sachen Klimaschutz? "Um herauszufinden, wo die eigenen Möglichkeiten liegen, um sich gegen den Klimawandel einzusetzen, hilft nur ausprobieren", sagt Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer der Kreisgruppe Hof des Bundes Naturschutz (BN). Deshalb habe man unter dem Stichwort "Klima-Handeln" ein Projekt gestartet, bei dem elf sehr unterschiedliche Hofer Haushalte beziehungsweise Geschäfte jeweils für sich selbst testen können, was für sie im Alltag funktioniert, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Einen Teil der Projekte stellt die Frankenpost in dieser Serie vor.

Das Prinzip der Give-Box ist den Hofern bereits seit Jahren durch den öffentlichen Bücherschrank am Dr.-Wirth-Platz bekannt. Während der Bücherschrank von Anfang an rege genutzt wurde, sind Passanten bei der Give-Box im Moment noch am Fremdeln. Vereinzelt werden zwar Gegenstände entnommen, aber nachfüllen muss nach wie vor der BN. Die Umwelt- und Erlebnispädagogin Birgit Schreier, die das Projekt koordiniert, lässt sich davon nicht entmutigen: "Neues braucht eine gewisse Anlaufzeit", weiß sie. Dass man nicht nur mitnehmen, sondern auch mitbringen könne, müsse sich eben erst noch herumsprechen. Deshalb habe man auch bewusst klein angefangen.

Langfristig aber misst man dem Experiment ganz andere Dimensionen bei. "Bei diesem Projekt geht es auch um Wertschätzung", sagt Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Hof. "Jeder Gegenstand, egal wie klein, wurde von jemandem erdacht, produziert, ausgeliefert und verkauft." An jedem noch so unscheinbaren Ding seien also viele Menschen beteiligt gewesen und hätten dafür ihr Bestes gegeben. Das alles müsse man bedenken, bevor man ein noch intaktes Produkt einfach wegwerfe.

Wolfgang Degelmann ist deshalb überzeugt, dass nicht nur die bestehende Give-Box vor dem Zigarren-Wagner langfristig sehr stark frequentiert werden wird, er sieht in Hof auch viel Potential für weitere Tauschplätze: "Wir wollen die Aktion noch deutlich ausweiten. Überall, wo man etwas hinstellen kann, kann auch eine neue Give-Box entstehen." Anders gesagt: Für eine Tauschbox sei weder eine Geschäftsfläche noch ein Laden nötig, sondern einfach nur ein Fleckchen, das der Eigentümer für diesen Zweck zur Verfügung stelle. Die Begegnungsstätte zum Tauschen könne gerne deutlich größer ausfallen, damit auch Gegenstände wie Fahrräder ihren Weg von einem Nutzer zum anderen finden könnten. Wichtig dabei aber sei es, nicht einfach loszulegen, sondern vorher Kontakt aufzunehmen.

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emil@bund-naturschutz.com,

09281/16306.

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