Immer wieder stößt Zapp auf Überraschungen, so etwa auf einen unterirdischen Zugang zur Sankt-Andreas-Kirche. "Der wurde jedoch im Zuge des Straßenbaus dicht gemacht." 1923 habe am Martin-Luther-Platz 3 die letzte Gerberei aufgegeben. "In einem Nebenraum sind wir auf alte, eingelassene Gerber-Bottiche gestoßen, die mit Schlacke von den Porzellanfabriken aufgefüllt waren. Das haben wir alles rausgeholt." 140 Kubikmeter Schutt sortiert Zapp mit Tochter und Schwiegersohn aus und lässt ihn abfahren.
Neben der Familie Pretsch haben in dem dominanten Doppelhaus noch zwei weitere Parteien neben den beiden Läden eine Unterkunft gefunden. "In Nummer 3 haben wir etwa 350, in der 4 sind es 250 Quadratmeter", so Peter Pretsch, der auf den lichten Eingang deutet, der einst eher einem schwarzen Loch glich, fand sich doch hier einmal die Schwarzküche. "Wenn wir auf Schwierigkeiten gestoßen sind, haben wir halt anderswo weitergemacht, bis uns eine Lösung eingefallen ist", verdeutlicht Zapp. Im Prinzip, meint sein Schwiegersohn, sei so ein altes Gebäude mit einem Oldtimer zu vergleichen, den man in Einzelstücke zerlege, um ihn dann aufs Neue zusammenzubauen.
Als "größten Drahtseilakt" während des langjährigen Umbaus bezeichnet der Bauherr, der gerade in seinem eigenen Haus in der Hohenberger Straße das Dachgeschoss ausbaut, die Zusammenarbeit mit einem Denkmalschützer. "Weil ich ungefragt eine Balkendecke restauriert habe, musste ich für 1500 Euro eine neue Dokumentation durch einen Fachmann anfertigen lassen. Doch der kam auf das gleiche Ergebnis." Damals sei er kurz davor gewesen, die Flinte ins Korn zu werfen.
Heute ist Friedbert Zapp stolz auf sein "Lebenswerk". Und der Komplex auf dem Martin-Luther-Platz 3/4 zählt zweifelsohne zu den schönsten Bauwerken in Selb.
Wir haben hier 25 000 Stunden an Eigenleistung reingesteckt.