Wunsiedel Dunkle Wolken über Windradprojekt

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Weder der FGV noch die Gemeinde Mehlmeisel wollen im Flötz Windräder. Quelle: Unbekannt

Bei Haselbrunn und beim Klausenberg in Mehlmeisel sollen Anlagen entstehen. Bis die Pläne umgesetzt werden könnten, dauert es noch gut ein Jahr.

 
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Kemnath/Mehlmeisel - Zwei Windparks sollen im westlichen Landkreis Tirschenreuth entstehen. Darauf hat sich eine Planungsgemeinschaft, bestehend aus neun Kommunen in der Region, geeinigt. Bislang haben die Vertreter der Städte und Gemeinden zwei sogenannte Konzentrationsflächen festgelegt, und zwar am Rande des Steinwalds bei Haselbrunn (Gemeinde Pullenreuth) und im Kemnather Stadtwald, der in der Gemarkung der Gemeinde Immenreuth liegt. Alle anderen Gebiete der beteiligten Kommunen Kemnath, Kastl, Kulmain, Immenreuth, Brand, Neusorg, Ebnath, Pullenreuth und Speichersdorf (liegt im Landkreis Bayreuth) werden demnach von Windrädern befreit bleiben. Vor allem das Projekt im Kemnather Stadtwald ist brisant, grenzt es doch unmittelbar an den Klausenberg an. Der gehört zu Mehlmeisel und ist seit Jahrzehnten touristischer Anziehungspunkt für Menschen aus einem Umkreis von rund 100 Kilometern. "Wir haben hier das Waldinformationszentrum Waldhaus samt Wildtiergehegen, Loipen, den Klausenlift, Wander- und Nordic-Walking-Wege. Alle diese Einrichtungen wären gefährdet, wenn der Windpark realisiert wird", sagt Mehlmeisels Bürgermeister Günter Pöllmann. In einer ersten Anhörung hat der Gemeinderat die Pläne der Nachbarkommunen deshalb rundweg abgelehnt.

Wie Pöllmann im Gespräch mit der Frankenpost sagt, hat er grundsätzlich nichts gegen Windräder. "Wir alle wollen, dass die Energiewende gelingt." Allerdings sei das Gebiet im Flötz ungeeignet, da es die Höhenzüge des Fichtelgebirges betreffe. "Und die sind laut dem Regionalplan Oberfranken-Ost ausdrücklich als Windenergiestandorte nicht vorgesehen. Der Flötz liegt zwar auf Oberpfälzer Seite, hat aber dennoch erhebliche Auswirkungen auf das Fichtelgebirge. Mit einer Nabenhöhe von 180 Metern plus weiteren 120 Metern Rotordurchmesser wäre der Windpark weithin zu sehen."

Von der Anzahl der Windräder und technischen Details will der Geschäftsleiter der Stadt Kemnath, Reinhard Herr, nicht sprechen. "So weit sind die Planungen noch lange nicht fortgeschritten. Wir haben bisher lediglich nach einem Ausschlussverfahren zwei Konzentrationsflächen für das Gebiet des Altlandkreises Kemnath ermittelt." Diese würden nun in einer ersten Anhörung den Trägern der öffentlichen Belange, also unter anderem den Stadt- und Gemeinderäten sowie den Umweltbehörden und -verbänden, vorgestellt. Diese Frist läuft bis 19. September. Anschließend treffen sich die Vertreter der Planungsgemeinschaft erneut und arbeiten die möglichen Einwände und Bedenken in das Konzept ein. "Bei einer zweiten Anhörung erhalten die angrenzenden Kommunen erneut die Möglichkeit, Stellung zu beziehen", sagt Reinhard Herr. Da es sich bei dem Gebiet in der Flötz um ein Landschaftsschutzgebiet handelt, werde wohl die Regierung der Oberpfalz noch eine genauere Zonierung vornehmen. Insgesamt werde sich das Verfahren gut und gerne ein Jahr hinziehen.

Laut Herr gibt es derzeit weder einen Investor für die Windparks noch eine Rechtsform. Am wahrscheinlichsten seien eine Art Bürgergesellschaft oder Genossenschaft, an der die Kommunen beteiligt seien.

Mehlmeisels Bürgermeister Günter Pöllmann will sich im Gespräch mit der Frankenpost nicht auf eine Diskussion über einen Abstand des möglichen Windparks zur Gemeindegrenze einlassen. "Wir hoffen, dass das Gebiet gänzlich frei von Windrädern bleibt." Immerhin bestätigt auch Reinhard Herr, dass Windräder im Flötz das Hochplateau des Klausenberges deutlich überragen würde. "Sonst wäre die Windausbeute nicht gegeben."

Pöllmann und der Mehlmeisler Gemeinderat sehen durch die Pläne der Altlandkreis-Kemnath-Gemeinden die beabsichtigte Erweiterung des Waldhauses konterkariert. Die Fichtelgebirgsgemeinde plant, insbesondere das Tiergehege in mehreren Schritten deutlich auszubauen. Das Luchsgehege wird bis September 2013 fertiggestellt sein. Pöllmann könnte sich vorstellen, auf dem Klausenberg auch Gehege für Wisente, Auerhühner, Elche oder Wölfe zu bauen. Auch gebe es ein Projekt zur Zusammenarbeit des Waldhauses und des Dorfmuseums in Kleinwendern bei Bad Alexandersbad. "Wir wollen mit den attraktiven Investitionen noch intensiver in die Werbung für das Fichtelgebirge einsteigen. Die Windräder würden all das, was wir aufgebaut haben und planen, gefährden."

Keine Chance auf die Verwirklichung der Windparkpläne sieht der Hauptvorsitzende des Fichtelgebirgsvereins, Peter Hottaß. Zur Frankenpost sagte er, dass der FGV erst auf Anforderung vor drei Wochen die Planunterlagen erhalten habe. "Die Arbeit, die sich die neun Kommunen gemacht haben, ist aller Ehren wert. Allerdings ist der Windpark genau im größten Feuchtwiesengebiet der Region geplant. Außerdem verlaufen hier 800 Kilometer Wanderwege, die wir zu einem guten Teil umlegen müssten, sollten die Anlagen gebaut werden. Aber das halte ich für unrealistisch."

Wir hoffen, dass das Gebiet gänzlich frei von Windrädern bleibt.

Günter Pöllmann


FGV bezieht Stellung

Der Hauptausschuss des Fichtelgebirgsvereins erarbeitet am 24. September eine offizielle Stellungnahme zu dem geplanten Windpark in der Flötz.


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