Fichtelgebirge Elf Bürger nach Brand ohne Wohnung

Der Kamin eines Achtfamilienhauses in Marktleuthen fängt Feuer. Die Feuerwehr ist zwar schnell zur Stelle, aber das Gebäude ist vorerst nicht bewohnbar.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Marktleuthen - Dramatische Szenen am Samstagvormittag in Marktleuthen. Zeitgleich gehen gegen 8.30 Uhr beim Rettungsdienst Alarmierungen ein: Aus dem Dach eines Mehrfamilienhauses im Schlupfenweg dringt dichter Rauch. Die Marktleuthener Wehr mit Einsatzleiter Niklas Thumser, dem zweiten Kommandanten, an der Spitze ist binnen Minuten am Brandort. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden übrigens.

„Wir sind in der Nacht zu einem Kaminbrand in dem Haus gerufen worden“, berichtet Thumser im Gespräch mit der Frankenpost. Gegen Mitternacht hatten die Retter den Brand gelöscht und auch den zuständigen Bezirkskaminkehrermeister zu Rate gezogen. „Wir waren mit einer Wärmebildkamera in allen an den Kamin angrenzenden Wohnungen im Haus und am Dachboden. Als die Temperatur kontinuierlich sank und sich nichts mehr feststellen ließ, hielten wir noch bis 2.30 Uhr Brandwache und kontrollierten erneut.“ Die Experten sind zu diesem Zeitpunkt überzeugt, dass alles noch einmal glimpflich abgegangen ist.

Zwei Drehleitern am Brandort

Am Morgen der neuerliche Alarm. Schon als die Feuerwehr wieder im Schlupfenweg anrückt, ist Thumser klar, dass dies ein größerer Einsatz wird. „Die Leitstelle in Hof hat bereits eine Drehleiter aus Wunsiedel angefordert, ich habe dann noch eine zweite aus Schwarzenbach/Saale alarmiert.“ Dies sollte sich als goldrichtig erweisen.

Sofort eilen die Marktleuthener Atemschutzträger in das Haus, um alle Bewohner zu evakuieren. Einige der elf in dem Gebäude gemeldeten Bürger stehen schon auf der Straße und blicken entgeistert auf den Qualm, der aus dem Dach steigt. Vier Menschen fehlen, einige schlafen offenbar noch.

Wohnung für Wohnung durchsuchen die Retter. „Wir haben einige der Leute aufgeweckt; die haben das Haus umgehend selbst verlassen.“ Zwei weitere Bewohner müssen die Feuerwehrleute jedoch mit Atemschutz über das mittlerweile total verrauchte Treppenhaus ins Freie geleiten. Ein Rettungswagen des BRK bringt sie wegen des Verdachts auf eine Rauchvergiftung vorsorglich ins Klinikum nach Selb.

Hitze wird unerträglich

Mittlerweile sind die Drehleitern in Position. Den erfahrenen Einsatzkräften wird schnell klar, dass die Hitzeentwicklung unterm Dach für den Löschtrupp lebensgefährlich ist. „Wir haben mit einer Säge das Dach öffnen lassen.“ Als die Temperatur nach kurzer Zeit erträglich wird, steigen die Atemschutzträger in den Spitzboden und beginnen mit den Löscharbeiten.

Auch Bürgermeisterin Sabrina Kaestner ist umgehend in den Schlupfenweg geeilt. „Zum Glück gab es keine Verletzten. Die beiden Bewohner, die im Krankenhaus untersucht wurden, konnten relativ schnell wieder nach Hause“, berichtet sie unserer Zeitung am Sonntagmorgen. Doch das eigentliche Zuhause gibt es momentan nicht mehr. Das Feuer hatte sich bis in die Wohnungen im obersten Stockwerk ausgebreitet. Auch wenn es hier keinen riesigen Schaden anrichten konnte – wegen des notwendigen Löschwassereinsatzes ist das Achtfamilienhaus in nächster Zeit nicht mehr bewohnbar.

Sabrina Kaestner organisiert noch während des Feuerwehreinsatzes die Wohnungssuche für die obdachlos gewordenen Bewohner. „Zunächst sind alle bei Verwandten untergekommen. Aber das wird nur eine vorübergehende Lösung sein.“ Daher telefonieren die Bürgermeisterin und Mitarbeiter der Stadtverwaltung schon mal alle Ferienwohnungseigentümer ab, ob sie die Bürger aus dem Schlupfenweg für einige Zeit einquartieren können.

Einen ganzen Tag Brandwache

Letztlich werden die Feuerwehrleute des Brandes schnell Herr. Die Aktiven der Hebanzer Wehr halten am Samstag bis 22 Uhr Brandwache, anschließend übernehmen die Kollegen der Feuerwehr Marktleuthen.

Ob das im Spitzboden ausgebrochene Feuer auf den Kaminbrand zurückzuführen ist, lässt sich derzeit noch nicht abschließend sagen. Die Polizei geht aber zunächst davon aus. Ersten Schätzungen zufolge liegt der entstandene Schaden im hohen fünfstelligen Bereich. Nach jüngsten Erkenntnissen sind zumindest Teilbereiche des Hauses längere Zeit nicht mehr bewohnbar. Wann die Bewohner die übrigen Wohnungen wieder nutzen können, steht noch nicht fest.

Die Feuerwehren aus dem Raum Marktleuthen haben ein extrem arbeitsreiches Wochenende hinter sich. Nicht nur der Brand im Schlupfenweg forderte die Einsatzkräfte. „Wir mussten immer wieder auch ausrücken, um die wegen des Sturms auf die Straße gefallenen Bäume zu entfernen“, berichtet zweiter Kommandant Niklas Thumser.

„Alle Einsatzkräfte haben wirklich Großartiges geleistet“, lobt Bürgermeisterin Sabrina Kaestner die Frauen und Männer der Feuerwehren, der Polizei und des Rettungsdienstes.

Einem Extremjahr folgt das nächste

Die Feuerwehren in der Region kommen nach dem Extremjahr 2021 auch heuer kaum zur Ruhe. Schon am Sonntagvormittag hat es erneut gebrannt – in einem Einfamilienhaus im Marktredwitzer Ortsteil Haingrün. Auch dieses Haus ist vorerst nicht bewohnbar. Am zurückliegenden Montag mussten die Wehren zu einem Schwelbrand in einem Mehrfamilienhaus nach Franken ausrücken. Hier konnten die Retter den 72 Jahre alten Wohnungsinhaber nur noch tot bergen.

Autor

Bilder