Nostalgie in Miniatur Ausstellung zeigt historische Puppenläden

Sigrid Daum-Sauermann
Schauspielerin Bettina Zimmermann ist öfter mal in Kulmbach und besucht dabei gerne das Bäckereimuseum im Mönchshof – eines ihrer Lieblingsexponate ist der Bäckerladen Will. Foto: privat

Dass Puppen längst nicht nur etwas für kleine Mädchen sind, zeigt eine Ausstellung im Kulmbacher Bäckereimuseum. Dort wird etwas präsentiert, was im Original fast so selten ist, wie die ausgestellten Stücke.

 
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Traditionell besuchen Menschen in Kulmbach am dritten Adventssonntag den Weihnachtsmarkt in der Blaich – und die Museen im Mönchshof laden ein zum „Tag der offenen Tür“. Museumsleiter Bernhard Sauermann ist bemüht, immer wieder etwas Neues zu präsentieren. Im vergangenen Jahr war es eine Ausstellung über „Kulmbacher Marktbuden“, die so gut ankam, dass er es nicht übers Herz brachte, sie zwischenzeitlich wieder abzubauen. Ein Stockwerk tiefer wird deshalb in diesem Jahr eine weitere Ausstellungsecke eingerichtet.

Erstaunlich ist, was Sauermann immer wieder an Exponaten für seine Sonderausstellungen hervor zaubert. Diesmal hat er sich das Thema „Puppenstuben und Kaufläden“ ausgesucht. Wie er darauf gekommen ist? „Noch immer übt der Tante Emma-Laden eine große Faszination aus, wenn er auch aus dem Stadtbild weitgehend verschwunden ist. Im Bayerischen Bäckermuseum sind wir sehr glücklich, ein solches Relikt in der Dauerausstellung präsentieren zu können: den Stamm-Laden der Bäckerei Will aus Neuensorg bei Marktleugast. Kaufladen oder Kaufmannsladen nennt man heute nur noch Kinderspielzeug. Unsere Exponate zu diesem Thema, die sonst im Depot schlummern, möchte ich dieses Jahr gerne einmal in den Fokus rücken.“

Foto: Sigrid Daum-Sauermann

Alte Kaufläden sind meist in Form von Miniaturen mit Puppen und Waren ausgeführt. Auch dazu findet sich ein eindrucksvolles Exponat in der Dauerausstellung des Bayerischen Bäckereimuseums. Mit dem Puppen-Bäckerladen, der den ehemaligen elterlichen Bäckerladen in Kulmbach, Spiegel, repräsentiert, hat der Kulmbacher Ralf Neuber als Kind noch gespielt – jetzt erfreut der Miniaturladen die Museumsbesucher auf ihrem Rundgang durch das Bayerische Bäckereimuseum

Kulmbacher Einzelstücke

Neben Puppenkaufläden mit festem Gehäuse gab es auch frei stehende Marktstände in Kindergröße, mit denen Kinder das Einkaufen nachspielen konnten. Zwei solcher Exemplare werden in der Sonderausstellung gezeigt. Der eine stammt aus dem Fundus der einstigen Kulmbacher Kunstmühlen-Besitzer Fischer und wurde vor zwei Jahren von der Kulmbacher Familie Penning dem Museumsarchiv gestiftet. Den zweiten Kaufladen hat Bernhard Sauermann aus seiner Privatsammlung zur Verfügung gestellt. Dieses Exemplar gehörte vormals dem bereits verstorbenen Stadtsteinacher Metzger Karlheinz Hebentanz.

„Kaufläden für Kinder waren seit dem frühen 19. Jahrhundert bekannt und wurden ebenso wie Puppenhäuser meist in Handarbeit als Einzelstücke für die Kinder von wohlhabenden bürgerlichen Familien hergestellt.“ Die serienmäßige Produktion von Kaufläden setzte im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ein. Um 1900 begannen Spielzeugfabrikanten Kaufläden mit kompletter Ausstattung zu vertreiben, die oft über Miniaturnachbildungen bekannter Markenprodukte verfügten. Die Einrichtung und das Angebot der Puppen-Kaufläden orientierte sich auch immer an den zu dieser Zeit bestehenden Lebensmittel- und Kolonialwarenhandlungen sowie deren Warenangebot und stellte so ein Spiegelbild ihrer Zeit dar.

Für Mädchen und Buben

Kaufläden konnten sowohl von Mädchen als auch von Jungen bespielt werden. Puppenstuben oder -küchen jedoch waren vor allem als Spielzeug für Mädchen vorgesehen, um diese auf ihre spätere Rolle als Hausfrau und Mutter vorzubereiten. Die Geschichte der Puppenstuben geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Das älteste bekannte Puppenhaus wurde 1558 für Herzog Albrecht von Bayern gebaut – allerdings nicht als Spielzeug, sondern als kleines Kunstwerk und Schaustück. Im 17. und 18. Jahrhundert griffen reiche Patrizierfamilien in Nürnberg und Augsburg diese Idee auf und ließen sich ihre Häuser im Kleinformat nachbauen. Bernhard Sauermann erinnert sich: „Früher war es üblich, die Puppenstube zur Bescherung an Heiligabend aufzubauen und sie nach Weihnachten zum Dreikönigstag wieder einzupacken und auf dem Dachboden zu verstauen. Es konnte also nur kurze Zeit damit gespielt werden – so wurde die Puppenstube nachhaltig geschont.“

Tag der offenen Türe

Ausstellung
Die liebenswerten Zeitzeugen haben ihre Faszination noch lange nicht verloren. Wer mag, kann sich zum Tag der offenen Tür am 17. Dez. in den Museen im Kulmbacher Mönchshof selbst davon überzeugen

Bilder